Bad Essen. Zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen an den Gewässern in seinem Verbandsgebiet hat der Unterhaltungsverbandes Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) in der jüngeren Vergangenheit im Rahmen der Dümmervereinbarung umgesetzt. Dieser Tage waren Vertreter von Vorstand und Ausschuss des UHV 70 eingeladen, diese Projekte unter fachlicher Begleitung in Augenschein zu nehmen.
In der Dümmervereinbarung haben sich die drei Wittlager Gemeinden verpflichtet, die Kompensationsverpflichtungen, die aus der Schaffung von Wohnbau-, Gewerbe- und Industriegebieten sowie der hierfür erforderlichen Infrastruktur entstehen, an die Gewässer zu legen und damit zur Dümmersanierung beizutragen.
Auf der Route, die von Verbandsvorsteher Hermann Steuwer, dessen Stellvertreter Uwe Schoster, Geschäftsführer Uwe Bühning und Gewässerkoordinator Kai Holzgräfe begleitet wurde, lagen der Venner Bruchkanal, verschiedene renaturierte Abschnitte an Elze und Hunte sowie der Wimmerbach.
Dabei zogen die Teilnehmer ein positives Fazit: Durch Schaffung unterschiedlicher Gewässertiefen mit wechselnder Strömung konnten sich vermehrt darauf spezialisierte Arten einstellen, die bei begradigten Fließgewässern weitaus seltener anzutreffen sind. So z. B. Wasserstern und Berle. Letztere dient als wintergrüne Unterwasserpflanze wiederum der als stark gefährdet eingestuften Helm-Azurjungfer als Lebensraum.
So stellt sich auch bei den im und am Wasser lebenden Tieren sukzessive eine größere Artenvielfalt ein: Der Wimmerbach ist zur Kinderstube für Fische geworden und an den neu geschaffenen feuchtwiesenartigen Senken der Hunte im Westerbruch haben sich sogar Kiebitze eingestellt. Diese Watvögel mit ihrer markanten Haube stehen schon seit 2015 international auf der Roten Liste bedrohter Arten.
Bei der Bereisung wurde aber auch deutlich, dass es zum Erhalt eines im Sinne von Hochwasserschutz, Landwirtschaft und Ökologie idealen Gewässerzustandes weiterhin behutsamer Eingriffe des Menschen bedarf und die Renaturierung dabei nicht ohne gezielte Pflegemaßnahmen auskommt, wie sie der UHV 70 umsetzt.
Bad Essen. Seit Anfang April gehört Kai Holzgräfe zum Team des Unterhaltungsverbandes Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70). Der Biologe bringt umfangreiches Fachwissen zu den Fragestellungen der Europäischen-Wasserrahmenrichtlinie mit. Neben der Dümmersanierung steht die Umsetzung dieser Richtlinie im Fokus der zahlreichen Projekte, die der UHV verwirklicht.
Kai Holzgräfe war über viele Jahre für ein biologisch-ökologisches Gutachterbüro in Südniedersachsen deutschlandweit tätig. An seiner neuen Aufgabe beim UHV 70 reizt ihn besonders, dass er hier seine Fachkenntnisse nicht nur bei gewässerökologischen Untersuchungen, sondern auch in der Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Gewässerentwicklung praktisch einsetzen kann.
Auf seiner Agenda stehen aktuell weitere Renaturierungen an Hunte und Elze sowie kleinere Nachjustierungen bestehender Maßnahmen. Auch bei den Planungen zu den anstehenden und laufenden Flurbereinigungen wird er den UHV 70 mit seinem Wissen aus Biologie und Hydrologie unterstützen.
Auch wird er das Handlungskonzept aus der Dümmervereinbarung, in der sich die Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln mit UHV 70 und Landkreis Osnabrück 2013 verpflichtet haben, ihre Kompensationsmaßnahmen im Verbandsgebiet an die Gewässer im Einzugsgebieter der Hunte zu legen, fortschreiben und weiterentwickeln.
Kai Holzgräfe folgt als Gewässerkoordinator auf Ingrid Vörckel, die vom UHV 70 zum Wasserverband Wittlage gewechselt hat und in ihrer neuen Funktion Gemeinden im WV-Verbandsgebiet in Sachen Kompensationsmaßnahmen berät und deren Umsetzung betreut.
Bohmte. Einen Baum fällt man nicht leichtfertig. Und dennoch kommt man nicht umhin, wenn die Verkehrssicherung nicht mehr gegeben ist, d. h. wenn tote Äste herabzufallen drohen und somit Mensch und Tier gefährden könnten.
Dies war der Fall bei einer Esche an der Ecke Hinterfelde/Sonnenfeld in Bohmte. Stolze 18 Meter war sie hoch, ihr Stammumfang betrug knapp drei Meter, 15 Quadratmeter maß ihre Krone im Durchmesser. Aber: Von dieser mächtigen und stark verzweigten Krone waren nur noch ganz wenige Äste belaubt.
Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70), als Eigentümer der Fläche, hatte deshalb einen Baumsachverständigen beauftragt, der die Vitalität der Esche prüfen sollte. Dessen Fazit am 1. Juni d. J.: „Die Esche ist nahezu abgestorben. Lediglich auf der Südostseite zeigt sich an wenigen Ästen eine sehr spärliche Belaubung. Die abgestorbenen Kronenteile sind erhöht bruchgefährdet. Der Baum ist zu entnehmen.“
Da gewissermaßen Gefahr im Verzuge bestand, wäre besagtes Entnehmen aus Sicherheitsgründen sogar noch in der Brut- uns Setzzeit durchgeführt worden – sofern der Baum nicht Niststätte oder Behausung für Tiere gewesen wäre. Bei der Kontrolle mit der Inspektionskamera stießen die Sachverständigen jedoch auf das Nest einer Grünspechtfamilie, die natürlich geschützt werden muss.
So wurden vorerst nur die äußeren bruchgefährdeten Äste entfernt, ein Torso aus Stamm und zwei Hauptästen blieb stehen. Der eine davon enthält die besagte Spechthöhle, der andere wird für dessen Bergung im Herbst benötigt.
Der Abschnitt mit der Spechthöhle und außerdem vorhandenen weiteren Nisthöhlen wird dabei im Ganzen erhalten. Er wird an anderer Stelle für neues Leben sorgen. Denkbar wäre laut Kai Holzgräfe, Biologe beim UHV 70, etwa eine Verwendung als Habitat für sekundäre Höhlennutzer wie etwa Kleiber, Fledermäuse und verschiedene Bienenarten.
Bad Essen. Mit dem Durchstich zwischen altem Lauf und neuem Gerinne ist die umfangreiche Renaturierungsmaßnahme im Bereich der Hunte an Schloss Ippenburg abgeschlossen. Nun kann sich der Fluss schlängeln und artenreiche Auen entstehen lassen.
Im Sommer 2021 waren die ersten Bagger angerollt, Anfang 2022 konnte die Gestaltung des neuen Verlaufs durch den Einbau von Faschinen, Totholz und Kies abgeschlossen werden. Dort, wo sich vormals die Festivalparkplätze von Schloss Ippenburg erstreckten, wurde dabei durch Absenkungen und Mäander der Lauf des Flusses verlängert.
Ziel der Maßnahme: die bislang dort begradigte Hunte und die sie umgebenden Nutzflächen in eine Auenlandschaft mit großem Retentionspotential zu verwandeln. Planungsträger und Flächeneigentümer Landwirt Philip von dem Bussche hält mit der rund elf Hektar großen renaturierten und ökologisch um ein Vielfaches aufgewerteten Fläche nun den „Ersatzflächenpool Schloss Ippenburg“ vor, den er zur Einlösung von Kompensationsverpflichtungen Dritter zur Verfügung stellt.
Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) ist dabei sowohl Eigentümer des die Fläche durchlaufenden Gewässerabschnittes der Hunte, als auch mit der Umsetzung der Maßnahme auf dem gesamten Planungsraum betraut. Für den Verband ist das Projekt die ideale Verknüpfung von Gewässerschutz und Gewässerentwicklung, besonders auch im Hinblick auf die Dümmersanierung. In der dazu getroffenen Dümmervereinbarung haben sich die drei Wittlager Gemeinden verpflichtet, ihre Kompensationsmaßnahmen aus der Bauleitplanung an die Gewässer zu legen.
Doch warum wurde jetzt erst der Durchstich vorgenommen? Das hat sowohl wasserbauliche als auch biologische Gründe und folgt dem Plan, den das Planungsbüro Rötker für das Projekt aufgestellt hat. Danach sollte mit dem Anschluss der Hunte an den neuen Verlauf bewusst mindestens eine Vegetationsperiode gewartet werden, damit sich in Aueflächen und Grünland eine uferstabilisierende Vegetationsdecke einstellen konnte, um Überschwemmungen zu verhindern.
Dies ist nun gegeben, sodass dieser Tage die Bagger anrücken und die Hunte mit dem Durchstich in ihr neues Gerinne, in ihr gemachtes Bett, entlassen konnten.
Organe des Unterhaltungsverbandes Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) sind der Vorstand und der Verbandsausschuss als Vertreterversammlung der Verbandsmitglieder.
Beide Gremien werden jeweils auf fünf Jahre gewählt
Der Ausschuss wählt die Mitglieder des Vorstandes und deren persönliche Stellvertreter sowie den Verbandsvorsteher und den stellvertretenden Verbandsvorsteher.
Zwei langjährige Vorstandsmitglieder standen für die aktuelle Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung. Es sind dies Arndt Meyer-Holtkamp und Reinhard Maßmann. Beide waren bereits seit den 1990er Jahren im Vorstand des UHV 70 vertreten, Arndt Meyer Holtkamp hatte das Amt des stellv. Verbandsvorstehers sogar seit 1998 durchgängig inne.
Der Sitz von Reinhard Maßmann im Vorstand ging an Andreas Unland; auf Arndt Meyer-Holtkamp folgt Friedrich Meyer zu Driehausen. Zum stellvertretenden Verbandsvorsteher wählte der Ausschuss Uwe Schoster, Verbandsvorsteher Hermann Steuwer wurde für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt.
Gelegenheit, die beiden scheidenden Vorstandsmitglieder mit einem kleinen Präsent offiziell zu verabschieden und ihren ehrenamtlichen Einsatz zu würdigen, bot sich bei der jüngsten Vorstandssitzung.
Der UHV 70 dankt Arndt Meyer-Holtkamp und Reinhard Maßmann für ihr langjähriges und außerordentliches Engagement im Dienst der Gewässerunterhaltung und Gewässerentwicklung im Einzugsgebiet der Oberen Hunte.
Bad Essen/Osnabrück. Als Problemfall wurde der Dümmer erst unlängst in der lokalen Presse bezeichnet. Tatsächlich ist der See durch verschiedenste Nutzungen vor Ort und innerhalb seines Einzugsgebietes stark beansprucht – mit den bekannten Folgen wie Blaualgenblüte und Fischsterben. Doch ein Problembewusstsein ist nicht erst seit gestern gegeben. Bei Politik und Verbänden, aber auch bei den Landwirten. Sie alle arbeiten in der Gewässerschutzkooperation Dümmer/Obere Hunte zusammen mit dem Ziel, den Nährstoffeintrag in den Dümmer zu reduzieren.
Vor allem der hohe Phosphorgehalt beeinträchtigt die Wasserqualität des Dümmers. Daher gilt es, den Phosphoreintrag zu reduzieren. Dazu wurde 2013 von der Landesregierung ein Rahmenentwurf aufgelegt. Kernpunkte: die Herstellung eines Großschilfpolders unmittelbar am Dümmer selbst, ökologische Gewässerentwicklung an der zufließenden Hunte, wie sie der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) in zahlreichen Projekten betreibt, sowie die Umsetzung von nährstoffreduzierenden Maßnahmen in der Landwirtschaft.
Das Konzept der Gewässerschutzkooperation sieht eine dahingehend angepasste Bewirtschaftung der Flächen im Einzugsgebiet vor. Es fußt auf zwei Säulen: zum einen die individuelle Beratung der landwirtschaftlichen Betriebe, zum anderen die Umsetzung freiwilliger gebietsspezifischer Maßnahmen.
Seit 2013 können Landwirte die Gewässerschutzberatung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in Anspruch nehmen, seit 2017 besteht zudem die Möglichkeit, freiwillige Vereinbarungen (FV) abzuschließen. „Dabei handelt es sich um Bewirtschaftungsverfahren, die weit über das Ordnungsrecht hinausgehen und einen deutlichen Mehraufwand für die Betriebe bedeuten“, so Raimund Esch, Ansprechpartner der Gewässerschutzkooperation bei der LWK. Die Maßnahmen richten sich nach den Zielsetzungen vor Ort, d. h. wo beispielsweise Phosphoreinträge durch Erosionen an Gräben vermieden werden sollen, können Gewässerschutzstreifen eine sinnvolle Maßnahme darstellen. Andere Maßnahmen sind etwa der Verzicht auf phosphathaltige Düngemittel, eine gezielte Gülleausbringung oder der Anbau von Zwischenfrüchten.
Der Mehraufwand, der den Landwirten dadurch entsteht, wird ihnen aus Mitteln des Niedersächsischen Umweltministeriums ausgeglichen. Geregelt ist dies in einem bis 2026 laufenden Zuwendungsvertrag mit einem Gesamtvolumen von 1,75 Millionen Euro, der zwischen dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) als Landesbehörde und, als Zuwendungsempfänger, der LWK und dem UHV 70 abgeschlossen wurde.
Durch Beratung Effizienz der Nährstoffgaben deutlich erhöht
Die Gewässerschutzkooperation Dümmer/Obere Hunte ist die erste Kooperation zum Schutz eines Oberflächengewässers in Niedersachsen und sie kann eine positive Zwischenbilanz aufstellen. „Es zeigt sich deutlich, dass sich durch die vegetationsbegleitende individuelle Beratung der LWK der Einsatz sowohl organischer wie auch mineralischer Dünger, hier vor allem Phosphor, deutlich verringert hat“, so Esch bei der jüngsten Sitzung der Kooperation in der Geschäftsstelle des UHV 70 in Bad Essen-Rabber. Und obwohl die FV erst seit knapp fünf Jahren getroffen werden können, ist laut Esch auch hier ein Zusammenhang zwischen Maßnahmen und Nährstoffkonzentration erkennbar – vor allem am Oberlauf der Hunte, in einem Bereich, wo die Landwirte besonders viele Maßnahmen umgesetzt haben.
Aufgrund der Vielzahl verschiedener freiwilliger Maßnahmen sei es möglich, für Betriebe mit unterschiedlichsten Produktionsausrichtungen eine oder mehrere passende Maßnahmen zu finden. Dadurch sei die Bereitschaft der Landwirte, besonders gewässerschonend zu wirtschaften, mittlerweile erfreulich hoch. Inzwischen, so die LWK, nähmen mehr als die Hälfte der Betriebe im Gebiet der Kooperation die Beratung in Anspruch, etwa 120 Betriebe die Förderung der FV.
Vor allem aber habe die Kooperation zu einer wünschenswerten Versachlichung der Problematik geführt. Eschs Fazit: „Wir konnten innerhalb der Landwirtschaft, aber auch in der Öffentlichkeit Vorbehalte abbauen. Letztendlich profitieren alle von der Verbesserung der Qualität der Gewässer wie auch der Böden.“
Bad Essen/Dümmerregion. Seit Jahrzehnten leidet der Dümmer immer wieder unter Blaualgenblüten, verbunden mit Fischsterben und Geruchsbelästigungen. Vor diesem Hintergrund wurde ein Sanierungskonzept für den See entwickelt, mit dem Ziel, die Gewässergüte unter anderem durch Reduzierung des Nährstoffeintrages aus der Hunte und ihren Zuflüssen zu verbessern. Seit 2011 begleitet der Dümmerbeirat Planung und Umsetzung der Maßnahmen die der Dümmersanierung dienen.
Er ist mit behördlichen und ehrenamtlichen Vertretern aus der Region besetzt. Die Vertreter kommen aus den Kommunen der Dümmerregion, dem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), aus Regionalentwicklung und Gewässerunterhaltung, aus Landwirtschaft und Naturschutz, sowie aus Tourismus und Wassersport. Neben Strategien zur Nährstoffreduzierung in der Landwirtschaft, der Schaffung von Gewässerrandstreifen und dem Bau eines Schilfpoldersystems sieht die Dümmersanierung Maßnahmen zur Gewässerentwicklung vor, die der Unterhaltungsverbandes Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) maßgeblich umsetzt.
Bereits 20 Hektar renaturiert
20 Hektar umfassen bislang die Renaturierungsmaßnahmen des UHV 70 zur Dümmersanierung. Eine beachtliche Fläche, die nicht zuletzt der2013 getroffenen Dümmervereinbarung zu verdanken ist. Darin haben sich die Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln gemeinsam mit dem Landkreis Osnabrück und dem UHV 70 verpflichtet, ihre Kompensationsmaßnahmen an die Gewässer im Einzugsgebiet der Hunte zu legen.
Zwei der Maßnahmen haben Vertreter des Dümmerbeirates kürzlich unter fachlicher Führung von Ingrid Vörckel, Gewässerkoordinatorin beim UHV 70, und Verbandsvorsteher Hermann Steuwer in Augenschein nehmen können. Es waren dies die Renaturierung der Elze oberhalb von Hunteburg sowie der Hunte unterhalb von Bohmte.
Gerade an der Elze konnten die Teilnehmer sehr gut nachvollziehen, wie schnell die Renaturierung Erfolge zeigt. Das im Sommer 2020 umgesetzte Projekt, bei dem eine ca. 300 Meter lange Laufverlegung und -verlängerung mit weitreichenden Auenbereichen verwirklicht wurden, zeigt bereits eine deutliche Zunahme der Artenvielfalt in Flora und Fauna.
Passgenaue Projekte
Gleichzeitig stellen sich aber vor dem Hintergrund des Klimawandels neue Fragen, vor allem hinsichtlich Retention und Wasserspeicherung. Sowohl einen ungestörten Abfluss bei Starkregen, wie auch einen Rückhalt für Trockenzeiten zu gewährleisten, dabei eine wünschenswerte Fließgeschwindigkeit unter Berücksichtigung der Ökologie herzustellen – das ist der Spagat, den Gewässerunterhaltung und Gewässerentwicklung bewältigen müssen und dem der UHV 70 in seinen Renaturierungsprojekten nachkommt. Dabei erweisen sich gerade kleinteilige und passgenaue Projekte wie die an Gewässern II. und III. Ordnung als vorteilhaft, da deren Entwicklung kontinuierlich verfolgt werden kann und eine Anpassung an klimatische Veränderungen leichter möglich ist.
Bad Essen. Der Dümmer ist das Sorgenkind unter den niedersächsischen Seen. Um sein ökologisches Gleichgewicht langfristig sicherzustellen, hat das Land Niedersachen vor knapp zehn Jahren einen 17-Punkte-Plan aufgestellt, der vor allem Maßnahmen zur Reduzierung der Nährstoffeinträge vorsieht. Landwirte, die dementsprechend wirtschaften, werden finanziell gefördert. In den vergangenen Jahren blieb die Förderung allerdings unter dem dafür berechneten Bedarf. Jetzt hat das niedersächsische Umweltministerium den vollen Fördersatz angesetzt und für die nächsten fünf Jahre eine Zuwendung von insgesamt 1,75 Millionen Euro zugesichert.
Die überhöhten Nährstoffeinträge, vor allem durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung im Einzugsgebiet des Dümmers, führen im Sommer immer wieder zu Blaualgenblüten und in deren Folge zu Fischsterben. Dabei fördern vor allem zu hohe Phosphorgehalte die Blaualgenentwicklung in dem flachen See. Daher zielt besagter 17-Punkte-Plan als Grundlage des Rahmenentwurfs zur Dümmersanierung vor allem auf die Reduzierung der Phosphoreinträge.
Diese Einträge erfolgen in erster Linie aus dem Einzugsgebiet der Hunte, die den Dümmer speist und zuvor überwiegend landwirtschaftlich genutzte Flächen durchfließt. So sind, neben einem zentralen Schilfpoldersystem und einer gewässerökologischen Landbewirtschaftung, auch zusätzliche flankierende Maßnahmen zu Gewässerentwicklung, Renaturierung und Hochwasserschutz im Einzugsgebiet des Dümmers Kernpunkte des Rahmenentwurfs.
Gewässerrandstreifen erhöhen Gewässergüte
Die landwirtschaftlichen Maßnahmen werden, ähnlich wie beim Trinkwasserschutz, über freiwillige Vereinbarungen mit den Landwirten umgesetzt. Diese wiederum werden auf Basis eines Zuwendungsvertrages vom Niedersächsischen Umweltministerium gefördert. Vertragspartner des Landes sind der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und, als Maßnahmenträger, der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70). Grundlage des Zuwendungsvertrages ist ein Schutz- und Beratungskonzept, welches mit der Gewässerschutzkooperation „Dümmer/Obere Hunte“ abgestimmt wurde. Dies sieht u. a. die Schaffung von Gewässerrandstreifen sowie weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Bodenerosionen und damit zur Reduzierung des Phosphoreintrages vor. Die fachliche Begleitung erfolgt durch zwei Gewässerschutzberater der Landwirtschaftskammer.
Ursprünglich hatte die LWK als Vergütung für die freiwilligen Maßnahmen der Landwirte einen jährlichen Bedarf von 350.000 Euro ermittelt, tatsächlich aber mussten die Landesmittel aus haushaltspolitischen Erwägungen unter diesem Betrag bleiben. In den ersten Jahren wurden stattdessen jährlich 150.000 Euro bereitgestellt, von 2019 bis 2021 war diese Summe auf Betreiben der Akteure auf 250.000 Euro erhöht wurden – und nun wurde von Umweltminister Olaf Lies bis 2026 der jährliche Betrag von 350.000 Euro bewilligt.
Uwe Bühning, Geschäftsführer des UHV 70 als Maßnahmenträger, äußerte sich entsprechend freudig zum Bewilligungsbescheid: „Wir freuen uns, dass die Bedarfe der Kooperationspartner erkannt und berücksichtigt werden. Die Mittel sind gut angelegt, denn der Rahmentwurf zur Dümmersanierung hilft, Gewässerökologie und Nutzungsinteressen im Bereich des Dümmers zu verbinden und die Gewässergüte im Sinne von Naturschutz, Landwirtschaft und Tourismus nachhaltig zu verbessern. Nicht zuletzt folgen wir damit den verpflichtenden Zielsetzungen der EG-Wasserrahmenrichtlinie, nach der für den Dümmer der gute ökologische Zustand zu erreichen ist.“
Die Unterzeichnung des Zuwendungsvertrages erfolgte durch Bernd Lehmann, Leiter der Betriebsstelle Sulingen des NLWKN, und UHV 70-Verbandsvorsteher Hermann Steuwer.
Bad Essen. Das Gelände ist hergestellt, die Hunte fließt wieder in ihren naturgemäßen Mäandern. Die große Renaturierungsmaßnahme, die von Philip Freiherr von dem Bussche an Schloss Ippenburg in Kooperation mit dem Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) als Ersatzflächenpool realisiert wurde, hat bereits den ersten Partner gefunden: Die Firma Kesseböhmer hat hier für ihre geplante Unternehmenserweiterung in größerem Umfang Werteinheiten im Sinne des Naturschutzes erworben. Dafür setzt Philip von dem Bussche die Landschafts- und Artenschutzmaßnahmen auf seinen Flächen um.
Wie Geschäftsführer Oliver Kesseböhmer bei einem Termin auf Schloss Ippenburg mitteilte, plant sein Unternehmen eine erhebliche Erweiterung am Standort Dahlinghausen. Auf einer Fläche von 25.000 Quadratmetern soll in neueste Technologien zur Metallverarbeitung investiert werden. Damit ist die Firma Kesseböhmer gemäß Bundesnaturschutzgesetz dazu verpflichtet, den Eingriff in den Naturhaushalt auszugleichen. Dies erfolgt durch Erwerb von Werteinheiten im Ersatzflächenpool von Schloss Ippenburg.
Dort wurden auf dem etwa elf Hektar großen ehemaligen Parkplatzgelände die bislang begradigte Hunte und die sie umgebenden Nutzflächen nach Zielen des Landschafts- und Artenschutzes im vergangenen Halbjahr renaturiert. Es soll eine artenreiche Auenlandschaft mit hohem Naherholungswert entstehen. Regionstypische Gehölze und bienenfreundliche Saaten werden dabei zusätzlich den ökologischen Wert der Anlage erhöhen. Durch Einbindung in den Bad Essener Schlösserrundweg wird darüber hinaus der Erholungswert des neu geschaffenen Naturraumes unterstrichen.
Der UHV 70 ist dabei als Eigner der unmittelbar an der Hunte gelegenen Flächen sowie durch die bauliche Ausführung an der Maßnahme beteiligt. Er verknüpft in diesem Projekt seine hoheitlichen Aufgaben des Gewässerschutzes mit denen der Gewässerentwicklung. In diesem Sinne ist die Maßnahme eingebunden in die Dümmersanierung, bei der durch Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit der Hunte der Phosphoreintrag in den Dümmer reduziert und damit die Gewässergüte von Fluss und See verbessert wird.
Für die Firma Kesseböhmer werden im Ippenburger Flächenpool auf etwa zehn Prozent der Flächen die Maßnahmen umgesetzt. – Ein beträchtlicher Anteil, aber, wie Oliver Kesseböhmer betont, durchaus auch ein Bekenntnis zum Wittlager Land. Tatsächlich hat das Unternehmen von den Anfängen in der Drahtkorbproduktion in den 1950er Jahren bis zu seinen heute internationalen Geschäftsbeziehungen in Lebensmitteleinzelhandel, Ladenbau, Möbel- und Automobilindustrie und mit weltweit derzeit insgesamt 4.000 Beschäftigen und 250 Auszubildenden immer ganz bewusst der Region und ihren Menschen die Treue gehalten.
Die Firma Kesseböhmer ist der erste Planungsträger, der in den Ippenburger Flächenpool „einsteigt“; weitere Anfragen liegen bereits vor, wie Philip von dem Bussche berichtet. Schließlich bietet das Projekt an der Hunte zahlreiche Vorteile: Neben der vom Landkreis genehmigten Realisierung ist dies vor allem die hohe Aufwertungsqualität, die durch die Entwicklung von Fließgewässern nach dem Osnabrücker Kompensationsflächenmodell gegeben ist – zumal bei einem so großen zusammenhängenden Gelände wie an der Hunte bei Schloss Ippenburg.
Bad-Essen/Hannover. Bei den jüngsten Wahlen des Präsidiums wurde Uwe Bühning, Geschäftsführer des Wasserverbandes Wittlage und des Unterhaltungsverbandes Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV70), zum Vizepräsidenten des Wasserverbandstages Bremen/Niedersachsen/Sachsen-Anhalt gewählt.
Der Wasserverbandstag ist der Interessenverband der Wasser-, Boden- und Zweckverbände der ihm angeschlossenen Bundesländer. Er wurde 1949 gegründet und vertritt heute die Interessen seiner rund 1.000 Mitglieder bei der Umsetzung ihrer Aufgaben rund um Gewässerunterhaltung, Gewässerentwicklung und Landschaftspflege, Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung, Hochwasser-, Küsten- und Grundwasserschutz. Er steht dabei in engem Austausch mit den Landesregierungen und den mit wasserwirtschaftlichen und umweltpolitischen Themen befassten Institutionen.
Als Geschäftsführer eines Wasserverbandes und eines Unterhaltungsverbandes kennt Bühning die Belange sowohl der Siedlungswasserwirtschaft wie auch der Gewässerunterhaltung. Eine Besonderheit, die ihn – neben seiner langjährigen Berufserfahrung und ausgeprägten Sachkenntnis – zum geschätzten Ansprechpartner auch und gerade im Hinblick auf veränderte klimatische Bedingungen und die daraus resultierenden Präventionsmaßnahmen und Klimafolgenanpassungen macht.
Uwe Bühning versteht sich dabei als Moderator scheinbar unterschiedlicher Interessen, die aber letztendlich doch ein gemeinsames Ziel haben, nämlich den Schutz unserer Ressourcen zum Erhalt unserer Lebensgrundlage und unseres Wohlstandes.
Unterhaltungsverband Nr. 70 "Obere Hunte"
Im Westerbruch 67
49152 Bad Essen
Verbandsvorsteher: Hermann Steuwer
Geschäftsführer: Uwe Bühning
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