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Eine Landschaft entsteht

Dimension des Renaturierungsprojekts an Schloss Ippenburg wird sichtbar

Bad Essen-Lockhausen. Noch sind die Bagger im Einsatz, doch das neue Landschaftsprofil ist bereits gut erkennbar. Die umfangreiche Renaturierungsmaßnahme an Schloss Ippenburg geht zügig voran.

Dort, wo sich bis vergangenen Sommer die Festivalparkplätze erstreckten, entsteht eine weitläufige Auenlandschaft. Durch Absenkungen und Mäander wird in diesem Bereich der Lauf der Hunte verlängert und damit dem Fluss und seiner Flora und Fauna mehr Raum gegeben.

Die Maßnahme – eine Kooperation von Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“, in seinem Verbandsgebiet verantwortlich für die Entwicklung und Unterhaltung der Hunte, und Philip von dem Bussche als Eigner der Fläche – dient gleichermaßen dem Hochwasser- wie dem Artenschutz.

Schon jetzt lässt sich die räumliche Ausdehnung des Projekts erkennen, das im kommenden Frühjahr baulich abgeschlossen sein wird. Ab dann übernimmt die Natur die Bauleitung!

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Sie schlängelt sich wieder

Renaturierung der Hunte im Westerbruch abgeschlossen

Bad Essen-Rabber. Neues Terrain hat sich die Hunte schnell (zurück)erobert. Im Bereich Westerbruch hat der Unterhaltungsverband Nr. 70 "Obere Hunte" (UHV 70) eine umfangreiche Renaturierungsmaßnahme erfolgreich umgesetzt. Hier, wo der Fluss bislang stark begradigt war, hat er die von Baggern geschaffenen neuen Verzweigungen und Ausuferungen gut angenommen.

Noch sieht man die neu geschaffenen Kiesbänke und die Befestigungen aus Holzpfählen und Totholz. Doch schon bald werden Pflanzen und Tiere das Areal beleben. Durch die Renaturierung wird sich der Lauf der Hunte um 250 Meter verlängern und eine Aue entstehen. Dies ist Artenschutz für Tier- und Pflanzenwelt und Hochwasserschutz für die Ortschaft.

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Elf Hektar Artenvielfalt

Ökologisches Leuchtturmprojekt von Unterhaltungsverband und Schloss Ippenburg

Bad Essen. Eine beispielhafte Kooperation zwischen Gewässerentwicklung und Landwirtschaft und ein einzigartiges Projekt im Sinne von Nachhaltigkeit und Hochwasserschutz entsteht in der Gemeinde Bad Essen: In Zusammenarbeit von Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) und Schloss Ippenburg werden auf einer Fläche von elf Hektar die begradigte Hunte und die bisherigen Bedarfsparkplätze der Ippenburger Gartenfestivals in eine artenreiche Auenlandschaft mit hohem Naherholungswert verwandelt.

Für Schlossherrin Viktoria von dem Bussche, die mit ihren Festivals und Künstlergärten auf Schloss Ippenburg die Gartenszene in Deutschland stark beeinflusst hat, ist dabei der Aspekt der Umweltbildung bedeutsam: „Möchten wir den Menschen für seine Umwelt einnehmen, müssen wir seine Sinne erreichen – und das geschieht, indem er Natur als attraktiv empfindet“, sagt die Gartenexpertin.

„Mit dieser freiwilligen Maßnahme wollen wir als Privateigentümer – gemeinsam mit dem UHV 70 – einen Beitrag leisten, um der modernen Landwirtschaft und der Ökologie ein konstruktives Nebeneinander in der Kulturlandschaft zu ermöglichen. Wir stellen die Flächen zur Verfügung und werden unserer Pflegeverpflichtung im Sinne des Naturschutzes gerecht“, so Flächeneigentümer und Landwirt Philip von dem Bussche zu der ökologischen Bedeutung des entstehenden Kompensationsflächenpools.

Verbesserung der Gewässergüte
von Hunte und Dümmer

Für den UHV 70 wiederum ist das Projekt die ideale Verknüpfung seiner hoheitlichen Aufgaben des Gewässerschutzes und der Gewässerentwicklung, Letzteres auch und gerade im Hinblick auf die Dümmersanierung und die dazu getroffene Vereinbarung. Darin haben sich die Wittlager Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln verpflichtet, ihre Kompensationsmaßnahmen aus der Bauleitplanung an die Gewässer zu legen. Durch Maßnahmen wie die vorliegende mit der Entwicklung linearer Gehölz- und Saumstrukturen, vor allem aber durch die Renaturierung eines Fließgewässers wird dieser Vereinbarung Rechnung getragen und lassen sich sehr rasch positive Effekte erzielen.

„Das Projekt ist allein schon durch seine räumliche Dimension einzigartig. Im Vergleich zu den uns üblicherweise zur Verfügung stehenden Entwicklungskorridoren können wir hier weitaus umfangreichere Maßnahmen anwenden, um Gewässerabfluss und Nährstoffeintrag zu drosseln und damit die Gewässergüte der Hunte und des Dümmers zu verbessern“, erläutert UHV-Geschäftsführer Uwe Bühning.

Insgesamt wird durch die Maßnahme ein einzigartiger Naturraum geschaffen – ein Biotop für Pflanzen, Fische, Vögel, Amphibien und Insekten, ein Leuchtturmprojekt in Sachen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung.

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„Über die Wupper gegangen“

Unterhaltungsverband leistete Amtshilfe im Überflutungsgebiet

Rabber. Im Katastrophenfall ist schnelle Hilfe gefragt. Doch auch im Nachgang, bei der Bestandsaufnahme, wird meist Unterstützung benötigt, um den Wiederaufbau sinnvoll zu planen. Amtshilfe in Sachen Gewässerbau leistete der UHV 70 dieser Tage seinen Kollegen an der Wupper.

Die Bilder der Überflutungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren erschütternd und mobilisierten Helfer aus dem ganzen Land. Auch aus unserer Region waren zahlreiche Hilfskräfte von THW, DRK und Freiwilligen Feuerwehren tagelang in den Flutgebieten im Einsatz, um zu retten, zu bergen, zu räumen und zu versorgen.

Doch erst so nach und nach wird das ganze Ausmaß der Zerstörung klar – am Hab und Gut der Anwohner, aber auch an Infrastruktur und Natur. Und sowohl für Entschädigungsleistungen wie auch für den Wiederaufbau müssen diese Schäden dokumentiert werden. Eine Mammutaufgabe, die zeitnah erledigt werden muss und der die Behörden vor Ort alleine kaum nachkommen können.

Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Ober Hunte“ (UHV 70) zögerte daher nicht lange, als ihn die Anfrage der Kollegen vom Wupperverband um Unterstützung bei der Gewässerschau erreichte. Hier galt es, die Zuflüsse der Wupper in Augenschein zu nehmen und die Schäden zu dokumentieren. Eine Aufgabe, bei der der geschulte Blick der Gewässerunterhaltung erforderlich war und die Ralf Effertz vom UHV 70 übernahm.

Vier Tage war Effertz zu Fuß unterwegs an den östlichen Zuflüssen der Wupper zwischen Wipperfürth und Wuppertal, nahm auf 47 Kilometern Länge die Gewässer im Hinblick auf Hochwasserschäden unter die Lupe und dokumentierte beschädigte Brücken, abgestürzte Böschungen, entwurzelte Bäume und freigelegte Versorgungsleitungen. Seine Einschätzung und die seiner Kollegen vom Wupperverband: Auf der östlichen Seite der Wupper sind die Schäden geringer als auf der westlichen, wenn auch die Fotos deutlich zeigen, was die Wucht des Wassers auch hier bewirkt hat.

Dabei geht das Ausmaß der Zerstörung – wie auch an Ahr und Erft – stark mit dem Landschaftsprofil einher und lässt entsprechend auch Rückschlüsse auf eventuelle Risiken für unsere Region zu. Vereinfacht gesagt: Im Flachland kann es natürlich auch zu Überschwemmungen kommen, aber die reißende Kraft des Wassers entwickelt sich vor allem in hügeliger Landschaft mit engen Taleinschnitten. Im Gebiet des UHV 70 trifft letzteres in erster Linie auf den Oberlauf der Hunte und ihrer dortigen Zuflüsse zu.

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Gewässer- und Hochwasserschutz für Rabber

Umfangreiche Renaturierung der Hunte im Westerbruch

Rabber. Flüssen und Bächen planvoll und naturnah mehr Raum zu geben, das ist Hochwasser-, aber auch Natur- und Artenschutz, wie ihn der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) bei der Entwicklung seiner Gewässer umsetzt. Neuestes Projekt: die Renaturierung der Hunte bei Rabber.

Auf knapp dreieinhalb Hektar Fläche erhält die Hunte im Bereich Westerbruch bei Rabber neuen Raum. Durch Abgrabungen wird ein Teilabfluss der hier bisher stark begradigten Hunte erzielt, der wiederum durch Verschwenkungen in diesem Areal einen mäandrierenden Neuverlauf annimmt und dadurch den Lauf der Hunte um rund 250 Meter verlängert. Hierdurch kann sich die Fläche als Sekundäraue und damit wichtigem Bestandteil des Gewässersystems entwickeln. Vor allem aber wird durch die Maßnahme der Druck auf die unterhalb liegenden Flächen verringert.

Rabber von Hochwasser besonders betroffen

Beim symbolischen ersten Spatenstich bedankte sich denn auch Ann Bruns, die Ortsbürgermeisterin von Rabber, ausdrücklich für die Umsetzung der Renaturierungsmaßnahme. Wie viele Bürger der Ortschaft, aber auch wie viele Rettungskräfte, kann sie sich nur allzu gut an Starkregenereignisse erinnern, bei denen nicht nur Äcker überflutet waren, sondern wie beim Hochwasser vom August 2010 auch Häuser und Gewerbebetriebe im Westerbruch und an der alten Hauptstraße überschwemmt wurden. Hier soll die Renaturierung Abhilfe schaffen, schließlich werden Hunte und Auen im Planungsbereich nach der Umgestaltung mehr als 30.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen bzw. zurückhalten können.

Auch Bad Essens Bürgermeister Timo Natemeyer hält neben den Anstrengungen zur Eindämmung des Klimawandels jene zur Klimafolgenanpassung für unerlässlich. Er teilt mit UHV-Verbandsvorsteher Hermann Steuwer, UHV-Geschäftsführer Uwe Bühning und UHV-Gewässerkoodinatorin Ingrid Vörckel die Überzeugung, dass weitere Renaturierungsmaßnahmen der Hunte an deren Oberlauf erfolgen müssen, darin bestehe fachlicher Konsens.

Weniger Phosphoreintrag

Dies gilt neben dem Hochwasserschutz auch für den Aspekt des Gewässerschutzes – und wie immer, wenn es um die Obere Hunte geht, kommt der Dümmer ins Spiel. So hat die Maßnahme in Rabber auch eine gewisse Reinigungswirkung für den See, da durch die Verlangsamung ihrer Fließgeschwindigkeit auch weniger Phosphor von der Hunte in den Dümmer eingetragen wird. Es werden somit die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) umgesetzt.

Die Finanzierung der Maßnahme, deren Kosten sich inklusive Grunderwerb auf ca. 850.000 Euro belaufen, erfolgt über den Kompensationspool Dümmer/Obere Hunte. Die Gemeinde Bad Essen beteiligt sich außerdem mit 250.000 Euro an der Schaffung des Retentionsraumes im Sinne des Hochwasserschutzes.

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Auen und Biotope für die Elze – weniger Blaualgen im Dümmer

Renaturierungsmaßnahme zur Verbesserung der Gewässerqualität

Hunteburg/Schwagstorf. Wie so viele Gewässer wurde auch die Elze im 20. Jahrhundert zu einem Trapezprofil ausgebaut und begradigt – mit negativen Folgen für die Gewässergüte in der Elze selbst, aber damit auch in Hunte und Dümmer. In einer umfassenden Renaturierungsmaßnahme im Rahmen der Dümmersanierung gibt der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) dem Flüsschen Auen und Mäander zurück.

Seit ihrer Begradigung im Rahmen der Melioration weist die Elze, also der Unterlauf des Venner Mühlbachs bis zur Mündung in die Hunte, einen gleichförmig gestreckten bis geraden Verlauf auf, weitgehend ohne Eigendynamik. Es ist Anliegen und Auftrag des UHV 70, die Ökologie des Gewässers zu verbessern, weshalb der Verband Flächen entlang der Elze im Mündungsbereich des Venner Moorkanals erwarb, um hier umfassende Ausgleichs- und Renaturierungsmaßnahmen zu verwirklichen. 

In diesen Bereichen wurden die angrenzenden Flächen bis dato landwirtschaftlich als Grün- bzw. Ackkerland genutzt. Aufgrund des Ausbaugrades, der gänzlich fehlenden Ufergehölze, der daraus resultierenden starken Verkrautung und des geringen Gefälles muss die Elze derzeit zweimal jährlich unterhalten werden.

Die Maßnahmen des UHV 70 erfolgen auf drei Abschnitten. Im Abschnitt unmittelbar gegenüber der Mündung des Venner Moorkanals erfolgt eine Abgrabung, welche ein naturgemäßes Ausufern der Elze ermöglicht. Dadurch wird der Druck auf unterhalb der Maßnahme liegende Flächen verringert. Die Elze wird in diesem Abschnitt verlegt, wodurch sich beiderseits ihrer dabei entstehenden Mäander eine Sekundäraue entwickeln kann. Eine Verfüllung des bestehenden (Trapez-)Profils in diesem Abschnitt ist nicht vorgesehen, sodass bei höheren Wasserständen das Wasser weiterhin hierüber ablaufen kann. Umgekehrt wird durch den Einbau von Buhnen die Fließgeschwindigkeit auch bei niedrigen Wasserständen sichergestellt.

In einem weiteren Abschnitt, der sich unmittelbar flussaufwärts anschließt, stehen für die Renaturierung 7,5 m breite Gewässerrandstreifen zur Verfügung, daher ist hier nur eine wechselseitige Aufweitung in Form von Sekundärauen als Retentions- und Lebensraum geschaffen werden. In beiden Abschnitten soll der Einbau von Totholz, Steinen und Kies eine Bio- und Substratdiversität erzielen.

In einem dritten Abschnitt soll auf einer kleineren Grünlandfläche oberhalb des Beginns der Elze-Neuverlegung (Abschnitt 1) ein Stillgewässer entstehen. Für eine Sekundäraue ist die Fläche zu klein, aber eine Mulde kann hier bei höheren Wasserständen der Elze überströmt werden und ein Feuchtbiotop entstehen lassen.

„Sämtliche der geschilderten Maßnahmen dienen zur Verbesserung der Wasserrückhaltung und der Ökologie der Elze, stehen damit aber auch und gerade im Zusammenhang mit der Dümmersanierung“, sagt UHV-Gewässerkoordinatorin Ingrid Vörckel. Hintergrund: Wie Untersuchungen des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) ergeben haben, liegen die genannten Flächen überwiegend im abschwemmungsgefährdeten Bereich. Von ihnen kann also abgeschwemmter Phosphor über Elze und Hunte in den Dümmer gelangen, was dort immer wieder zu Blaualgenblüte und Fischsterben führt.

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Hochwasserschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Wasserverband und Unterhaltungsverband appellieren an Politik und Bürger

Altkreis Wittlage/Belm/Bissendorf. Starkregenereignisse kommen immer wieder vor. Allerdings ereignen sich solche Wetterlagen inzwischen spürbar häufiger, in größerem Ausmaß und nicht selten auch in Gebieten, die üblicherweise nicht von Hochwasser betroffen sind. Besteht auch in unserer Region ein solches Risiko? Dazu äußern sich Uwe Bühning, Geschäftsführer von Wasserverband Wittlage und Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70), und UHV70-Verbandsvorsteher Hermann Steuwer.

Herr Bühning, wie schätzen Sie die Risiken für Hochwasser und Überschwemmungen in unserer Region, konkret im Versorgungsgebiet des Wasserverbandes Wittlage bzw. im Zuständigkeitsbereich des UHV 70, ein?

Bühning: Zunächst einmal haben wir hier natürlich einen topographischen Vorteil im Vergleich zu den aktuell betroffenen Regionen: Nur geringe Teile unseres Versorgungsgebietes sind so beschaffen, dass der Durchfluss der Gewässer bei Starkregen eingeschränkt sein könnte, d. h. unsere Flüsse und Bäche durchfließen keine engen Täler, in denen sie sich aufstauen könnten. 

Allerdings zeigen sich auch bei uns Veränderungen des Klimas: Wetterlagen, die über längere Zeit konstant bleiben, also entweder konstante Trockenheit oder konstanten Regen, verzeichnen wir häufiger als früher. Dem müssen wir Rechnung tragen.

Welche Maßnahmen ergreift der Wasserverband Wittlage zur Prävention von Hochwasser?

Bühning: Starkregenereignisse können zu einer hydraulischen Überlastung im öffentlichen Kanal führen. Das Regenwasser kann dann nicht mehr ablaufen, so kann Wasser aus dem Kanalnetz in die privaten Hausleitungen hineindrücken und, umgekehrt, Abwasser aus den Häusern nicht mehr in den Kanal fließen. Unser Kanalnetz für Niederschlagswasser ist so ausgelegt, dass es die Regenmengen eines Starkregenereignisses fassen kann, allerdings nicht extreme Niederschläge, wie sie sich jetzt in den betroffenen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ereignet haben. Deshalb appellieren wir grundsätzlich an die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung, vorbeugenden Hochwasserschutz bei zukünftigen Bauleitplanungen stärker zu berücksichtigen. Dies ist aus unserer Sicht unverzichtbar im Sinne der Klimafolgenanpassung. Auch Grundstückseigentümer möchten wir aufrufen, die Oberflächenversiegelung möglichst gering zu halten, damit auch Wasser im Boden versickern kann und nicht das gesamte Niederschlagswasser über die Kanalisation abgeleitet werden muss – dies schützt nicht nur vor Rückstau bei Hochwasser, sondern hat auch positive Effekte im Hinblick auf die Grundwasserneubildung.

Während der Wasserverband sich um die Abwasserentsorgung sowie um die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser aus Brunnen, also aus dem Grundwasser, kümmert, ist der UHV70 mit allen Fragen rund um unsere Oberflächengewässer befasst. Was unternimmt der Unterhaltungsverband zum Hochwasserschutz?

Bühning: In der „Verordnung über die Gewässer und Gewässerabschnitte, bei denen durch Hochwasser nicht nur geringfügige Schäden entstanden oder zu erwarten sind“ des Landes Niedersachsen sind auch Bornbach, Elze, Hunte und Lecker Mühlbach aufgeführt. Hier hat aber der UHV 70 in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen zu deren Renaturierung ergriffen und weitere sind in Arbeit bzw. Planung. Dadurch wurde und wird die Rückhaltekapazität dieser Gewässer erhöht und deren Fließgeschwindigkeit und der damit verbundene Druck bei Hochwasser gesenkt.

Steuwer: Darüber hinaus möchte auch ich an die Kommunen appellieren, bei der Bauleitplanung mehr an den Hochwasserschutz zu denken. Generell wird zu viel versiegelt und gleichzeitig zu wenig Retentionsraum zum Ausgleich dieser Versiegelungen geschaffen. Außerdem wurden bei der Ausweisung und Erschließung von Baugebieten in der Vergangenheit auch in unserer Region Fehler gemacht, etwa indem eine ausgedehnte Bebauung in Überschwemmungsgebieten ermöglicht wurde oder die Grundstücke zu nahe an die Gewässer heranreichen, sodass wir im Ernstfall kaum unserer Unterhaltungspflicht nachkommen können.

Wir als Unterhaltungsverband haben unsere Hausaufgaben gemacht, aber unsere Mahnungen wurden in den Entscheidungsprozessen allzu oft übergangen. Zum Schutze der Öffentlichkeit muss aber in dieser Hinsicht dringendst ein Umdenken stattfinden, denn schon bald könnte auch unsere Region von Starkregenereignissen mit bis zu 300 Litern und mehr pro Quadratmeter betroffen sein, wie es jetzt in den Hochwassergebieten der Fall war. Ich erinnere daran, dass wir 2010 Regenmengen von 160 Litern pro Quadratmeter verzeichneten und dies schon mit extremen Auswirkungen verbunden war. Nur allzu schnell werden diese Ereignisse vergessen.

Zu welchen Vorsorgemaßnahmen raten Sie den Bürgerinnen und Bürgern?

Bühning: Vorsorge muss generell öffentlich und privat getroffen werden und wir als Wasserverband bzw. Unterhaltungsverband leisten unseren Beitrag im Sinne von Versorgungsicherheit und Bevölkerungsschutz. Dennoch gilt es, im Vorfeld bzw. im Falle eines Falles einige Dinge zu beherzigen. 

So dürfen Regenrinnen und Fallrohre nicht verstopft sein und sollten deshalb regelmäßig kontrolliert werden. Besonders Lichtschächte vor Kellerfenstern, ebenerdige Türen und Kellerabgänge sind von oberflächlich abfließendem Wasser gefährdet. Deshalb müssen auch Gullis vor Kellereingängen immer durchlässig sein. Oft sammeln sich in deren Innerem unbemerkt Schmutz und Laubreste an. Regenwasser kann aber auch durch Rückstau aus dem öffentlichen Kanalnetz über die Hausanschlussleitungen in Kellerräume eindringen. Hier haben sich Rückstausicherungen als sehr nützlich erwiesen; sie sollten aber regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft werden. Laufen dennoch einmal erhebliche Mengen Wasser in den Keller, sollte die Feuerwehr informiert und der Keller keinesfalls betreten werden, da möglicherweise ein tödlicher Stromschlag aufgrund dort häufig auf Putz verlegter Leitungen eintreten kann.

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Vom Dümmer nach Südschweden und Kanada

UHV 70 ist Partner in internationalem Forschungsprojekt

Bad Essen-Rabber. Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ ist Partner eines internationalen Forschungsprojektes, das den Einfluss des Menschen auf die Biodiversität von Gewässern untersucht, um daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Der Lac St. Charles bei Québec in Kanada, der Ringsjön-See in Südschweden und der Dümmer – drei Seen mit hohem ökologischem Handlungsbedarf. Sie sind die „Probanden“ von Limnoscenes, einem gemeinsamen Forschungsprojekt von Leibniz-Institut, Stockholm Resilience Centre und der Universitäten Lund (Schweden), Québec (Kanada) und Osnabrück. Das Projekt ist nicht nur international, sondern auch interdisziplinär angelegt und geht somit die Problemstellungen der Gewässer sehr differenziert an. Es holt dazu die Expertise regionaler Akteure ein und lässt diese über Workshops Szenarien zum Erhalt des Ökosystems „See“ entwickeln.

Gewässergüte und Naherholung

Alle drei Seen sind in ihrem ökologischen Gleichgewicht bereits geschädigt – zwar aus unterschiedlichen Gründen, jedoch immer nutzungsbedingt, sprich: menschengemacht. Während der kanadische St. Charles-See vor allem unter Altlasten und einer starken Verstädterung verbunden mit zwei Kläranlagen leidet, sind es beim schwedischen Ringsjön See und beim Dümmer eher die Belastungen durch die Landwirtschaft. Gleichwohl ist allen drei Gewässern der hohe Eintrag von Stickstoff bzw. Phosphor gemeinsam – mit all seinen negativen Begleiterscheinungen wie Artensterben und Algenblüte.

Dr. Laura Herzog, die das Projekt am Institut für Umweltforschung der Universität Osnabrück betreut, erklärt, warum die Auswahl auf drei doch recht unterschiedliche Gewässer fiel: „Alle drei Seen sind stark von Tourismus und Naherholung geprägt. Dadurch ist bei allen dreien eine besondere Identifikation der Bevölkerung und damit auch eine besondere Wahrnehmung gegeben.“ Gleichwohl sei die Nutzung in ihrem weiteren Einzugsgebiet bei allen drei Seen unterschiedlich. Das sei Teil des Konzepts, denn so könne untersucht werden, ob sowohl diese verschiedenen Nutzungen wie auch die entsprechenden Gegenmaßnahmen zu vergleichbaren Ergebnissen führen.

Zusammenarbeit von Wissenschaft und Region

Um umsetzbare Zukunftsstrategien zu entwickeln, arbeiten die Forschungseinrichtungen eng mit den jeweiligen Akteuren vor Ort zusammen, so auch mit dem Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV), der über den Dümmer-Beirat und die Gewässerschutzkooperation Dümmer/Obere Hunte maßgeblich am Projekt Dümmersanierung beteiligt ist. „Limnoscenes bringt Experten und Entscheidungsträger der verschiedenen Kommunen und Verbände und mit ihren unterschiedlichen Kenntnissen und Interessen an einen Tisch. Durch das Workshop-Format lassen sich gemeinsame Ziele und Schritte auf dem Weg dorthin formulieren“, lobt Ingrid Vörckel, Gewässerkoordinatorin beim UHV, das Projekt.

„Auf die Ergebnisse und Empfehlungen, die die Geographen, Ökologen, Sozialwissenschaftler und Biologen vorlegen, darf man gespannt sein“, so UHV-Geschäftsführer Uwe Bühning. Das Projekt ist zunächst bis Frühjahr 2022 angelegt, könnte jedoch aufgrund der Einschränkungen, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat, um ein Jahr verlängert werden.

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Auenlandschaft statt Parkplätze

UHV 70 unterstützt einzigartige Renaturierungsmaßnahme an der Hunte nahe Schloss Ippenburg

Bad Essen-Lockhausen. Wer sich dieser Tage von Norden kommend Schloss Ippenburg nähert, mag sich wundern: Schweres Gerät ist dort im Einsatz, wo sich bis dato die Parkfläche für die Festivalbesucher erstreckte. Was hat es damit auf sich?

Nun, wer befürchtet, dass in dieser Kulturlandschaft eine Straße oder gar ein Gewerbegebiet erschlossen wird, ist auf dem Holzweg. Hier, am Holzhof, findet das Gegenteil statt – hier werden große Flächen der Natur zurückgegeben, denn hier vollzieht der Eigentümer Philip von dem Bussche in Zusammenarbeit mit dem Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV) eine der größten Renaturierungsmaßnahmen unserer Region.

Rund 11 Hektar umfasst das überplante Gelände. Es wird von der Hunte durchflossen, die hier, wie in weiten Teilen ihres Verlaufs, begradigt ist. Da derart ausgebaute Gewässer sich sowohl in Hinblick auf den Hochwasserschutz wie auch auf die Ökologie – an der Hunte insbesondere in Bezug auf Phosphoreinträge in den Dümmer – als problematisch erweisen, hat der UHV bereits mehrere Renaturierungs- und Revitalisierungsmaßnahmen entlang des Flusses umgesetzt. Das Projekt an der Ippenburg ist dabei herausragend, da die Flächenverfügbarkeit und damit die nachhaltige Wirkung hier deutlich größer sind. Die Planung kann daher sogar eine Verlegung des Flusslaufs vorsehen, die den natürlichen Eigenschaften eines Gewässers entspricht – mit großzügigen Auenbereichen.

„Es handelt sich um eine privat getragene Maßnahme, die wir in Kooperation mit dem UHV umsetzen“, erklärt Philip Freiherr von dem Bussche und skizziert die positiven Auswirkungen des Vorhabens angesichts von Hochwasserschutz, Klimawandel und Artensterben, die insofern genau „dem entsprechen, was die Gesellschaft neben der Nahrungserzeugung von moderner, nachhaltiger Landwirtschaft erwartet. Damit wird in der Landschaft ein Ausgleich für den urbanen Flächenverzehr geschaffen.“

„Wir begrüßen das Vorhaben ausdrücklich, stellt es doch einen wichtigen Meilenstein in Sachen Gewässerschutz und Dümmersanierung dar“, betont UHV-Geschäftsführer Uwe Bühning.

Im ersten Schritt wird derzeit der Splitt abgefahren, mit dem die Fahrwege auf den Parkflächen befestigt waren. Nach erfolgter wasserbehördlicher Genehmigung durch den Landkreis Osnabrück werden in weiteren Schritten umfangreiche Erdarbeiten und gewässerbauliche Maßnahmen erfolgen, die der Hunte ihren ursprünglichen mäandrierenden Verlauf zurückgeben. Es werden natürliche Uferbereiche mit Totholz, Kies und heimischen Gehölzen angelegt sowie im weiteren Bereich Hecken und Wiesen, auf denen zukünftig ganzjährig Galloway- oder Schottische Hochlandrinder weiden sollen. Um die Gesamtfläche soll ein Spazierweg führen.

Eine Kompensationsfläche wie aus dem Bilderbuch also und eine Win-Win-Situation – für die Beteiligten, für die Naherholung und in erster Linie für die Hunte und den Artenschutz.

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Freiwillige Maßnahmen weiterhin unterstützen

Gewässerschutzkooperation zur Dümmersanierung

Bad Essen-Rabber. Naherholungs- und Feriengebiet, Naturpark mit artenreicher Tier- und Pflanzenwelt sowie schützenswerten Naturräumen, aber auch eine stark landwirtschaftlich geprägte Region – all das ist der Dümmer See. Vielerlei Interessen sind dort miteinander zu vereinbaren, über allem aber steht die Verbesserung und Sicherstellung seiner Wasserqualität.

Zum Schutz der Ökologie der Dümmerregion wurde 2013 der Rahmenentwurf zur Dümmersanierung von der Landesregierung beschlossen. Da in dessen Umsetzung auch die Landwirte der Region stark eingebunden sind, wurde mit ihnen, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), dem Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), dem Osnabrücker Landvolk, dem Landkreis Osnabrück und dem Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) die Gewässerschutzkooperation Dümmer/Obere Hunte gegründet. 10 Kooperationsteilnehmer vertreten dabei die Landwirte der Dümmerregion. Heute nehmen rund 120 Betriebe die Beratung durch die Bezirksstelle Osnabrück der LWK bei der Umsetzung freiwilliger Gewässerschutzmaßnahmen (FV) in Anspruch.

Dabei steht die gewässerschonende Anwendung von Wirtschaftsdünger und die Herstellung von Gewässerrand- sowie Erosionsschutzstreifen im Vordergrund der Bemühungen. Gerade der Faktor Erosion spielt beim Eintrag von Phosphor in Gewässer eine große Rolle. Der Erosionsschutz soll daher auch bei der Art der Bodenbearbeitung berücksichtigt und nach Auffassung der Landwirte stärker gefördert werden. Auch wurde in der jüngsten Sitzung der Kooperation vorgeschlagen, die Gülleseparation zur Phosphor-Reduzierung zu fördern. Entsprechend neuer Erkenntnisse und Entwicklungen plant die Kooperation, dem Niedersächsischen Umweltministerium einen neuen Grundlagenkatalog vorzulegen.

Denn für die Umsetzung der Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässergüte werden die Landwirte im Rahmen der Gewässerschutzkooperation vom Landesumweltministerium anhand dieses Katalogs gefördert. In den Jahren 2017 und 2018 stellte das Ministerium hierfür jeweils 150.000 Euro zur Verfügung, seit 2019 waren es jährlich 250.000 Euro, ab 2022 liegt noch keine Förderzusage vor; allerdings sind die die landwirtschaftlichen Gremien mit dem Ministerium diesbzgl. im Gespräch, um die weitere Förderung sicherzustellen – nicht zuletzt unterstützt vom Unterhaltungsverband Obere Hunte.

Ihm obliegen satzungsgemäß unter anderem die Landschaftspflege, der Schutz des Naturhaushaltes und die Unterhaltung der Gewässer im Einzugsgebiet des UHV70 bis einschließlich Bornbach (alt). Er ist damit ein wichtiger Partner in der Gewässerschutzkooperation. Im Dialog mit Landwirtschaft und Naturschutz setzt er in seinem Verbandsgebiet nachhaltige gewässerbauliche Maßnahmen um. Dazu zählen neben der Schaffung von Gewässerrandstreifen auch Renaturierungsmaßnahmen, wie sie etwa am Wimmerbach und an der Hunte nördlich Bohmte erfolgt sind. Außerdem ist der UHV 70 Partner der Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln, die sich 2013 verpflichtet haben, ihre Kompensationsmaßnahmen aus der Bauleitplanung an die Gewässer zu legen. Damit kommen diese Maßnahmen mittelbar und unmittelbar der Dümmersanierung zugute.

​​​​​​​Zur Sache: Blaualgenblüte und Phosphoreintrag

Seit seiner Eindeichung in den 1950er Jahren hat sich der Dümmer See immer mehr zum touristischen Anziehungspunkt mit großem Einzugsgebiet entwickelt. Doch schon seit langem beeinträchtigt die Blaualgenblüte in trauriger Regelmäßigkeit das Freizeitvergnügen. Und nicht nur das: Beim Absterben der Algen kommt es zu erhöhtem Verbrauch von Sauerstoff, der wiederum anderen Seebewohnern fehlt. Fischsterben ist die Folge.

Immer längere, heißere und niederschlagsärmere Sommer tun ein Übriges, um durch starke Verdunstung und geringe Sauerstoffzufuhr die Wasserqualität des Dümmers zu beeinträchtigen. Schließlich misst der See bei einer Fläche von rund 13 Quadratkilometern an seiner tiefsten Stelle nicht einmal anderthalb Meter. Während die Wasserverweildauer, also der Zeitraum, in dem das Wasser einmal komplett ausgetauscht wird, beim Dümmer im Winter bei 45 Tagen liegt, sind es im Sommer rund 85 Tage. Anhand dieser Eckdaten wird deutlich, wie sensibel das ökologische Gleichgewicht des Gewässers und seiner Umgebung ist.

Hervorgerufen wird das Phänomen der Blaualgenblüte durch zu hohe Phosphorgehalte in dem flachen Gewässer. Grundsätzlich und nachhaltig ist das Problem somit nur über eine Reduzierung der Phosphoreinträge in den Dümmer zu lösen. Nur dadurch lassen sich langanhaltende Blaualgenmassenentwicklungen und das damit einhergehende Fischsterben bekämpfen

Der im Rahmenentwurf angestrebte Zielwert wurde daher bei maximal 3,8 Tonnen Phosphor pro Jahr festgeschrieben. Dabei soll durch Maßnahmen in der Landwirtschaft der Eintrag mittelfristig um 30 Prozent reduziert werden. Ein Auftrag, dem die Landwirte mit großem Engagement nachkommen: Die freiwilligen Gewässerschutzmaßnahmen wurden umgesetzt, die Mittel zu deren Förderung volllumfänglich abgerufen. Doch starke Niederschläge im Spätwinter führen immer wieder zu verstärktem Phosphor-Eintrag von den umliegenden Flächen, wie auch von den Flächen am Dümmer-Zufluss, der Hunte. So kam es beispielsweise 2020 durch eine anhaltende Regeperiode im Februar wiederum zum Anstieg des Phosphorgehaltes: Insgesamt lag der Phosphoreintrag im vergangenen Jahr bei 15 Tonnen.

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Renaturierung des Wimmerbachs für Gewässerwettbewerb nominiert

Expertenjury hat Gewässer in Lockhausen begutachtet

Die Maßnahme „Renaturierung des Wimmerbachs und Herstellung von Retentionsflächen“ ist in der engeren Auswahl von „Bach im Fluss – Der Niedersächsische Gewässerwettbewerb 2020“.  Am Mittwoch, 16. September, hat eine siebenköpfige Expertenjury das Projekt des Unterhaltungsverbandes (UHV) Nr. 70 „Obere Hunte“ im Bad Essener Ortsteil Lockhausen bereist.

Elf nominierte Projekte

„Das Projekt war eine der ersten Renaturierungsmaßnahmen des Unterhaltungsverbandes“, sagte Herman Steuwer, Verbandsvorsteher des UHV Nr. 70, bei der Begrüßung der Jury, die elf Projekte in ganz Niedersachsen begutachtet. Sie sind für die Niedersächsische Bachperle nominiert, die der Niedersächsische Umweltminister Olaf Lies in den Kategorien „Hauptamt“ und „Ehrenamt“ im November in Hannover überreicht. Das Projekt am Wimmerbach fällt in die Kategorie „Hauptamt“, da der UHV Nr. 70 mit Ingrid Vörckel seit 2015 eine Gewässerkoordinatorin beschäftigt.

Die Renaturierung des 700 Meter langen Abschnitts am Wimmerbach diene auch der Reduzierung der Nährstofffracht in den immer wieder von Blaualgen geplagten Dümmer Sees, erklärte Hermann Steuwer. Auch Uwe Bühning, Geschäftsführer des UHV Nr. 70, betonte, dass das Projekt „mit Blick auf die Dümmersanierung“ durchgeführt worden sei. Er verwies zudem darauf, dass die Bereitschaft, Flächen als Randstreifen für Revitalisierungen von Abschnitten der Gewässer II. und III. Ordnung bereitzustellen, immer größer werde. „Das Bewusstsein in der Bevölkerung hat sich geändert“, so Bühning.

In 1960er-Jahren begradigt

Ingrid Vörckel präsentierte der Jury das Projekt und seine positiven Auswirkungen auf Flora und Fauna. So wachsen etwa viele Erlen an dem umgestalteten Abschnitt. „Dabei haben wir gar keine Erlen gepflanzt. Sie haben sich praktisch selbst gepflanzt“, sagte Vörckel.

Auf Fotos zeigte sie den gerade verlaufenden Wimmerbach, wie er im umgestalteten Abschnitt vorher aussah. Das Gewässer wurde in den 1960er-Jahren in seinem gesamten Verlauf begradigt und mit einem durchgängigen Trapzeprofil ausgestattet. Zusätzlich wurden im Einzugsgebiet zahlreiche kleine Gräben geschaffen, um die Flächen ackerbaulich nutzen zu können.

Die EG-WRRL (Wasserrahmenrichtlinie) bescheinigt dem Wimmerbach ein schlechtes ökologisches Potential. Das Gewässer II. Ordnung, das ca. 17 Prozent der gesamten Wassermenge des Dümmer Sees liefert, leidet an einer zu hohen Nährstoffzufuhr. 2016 wurde die ausgerechnete Zielfracht von Phosphor in den Dümmer um 200 Prozent überschritten (2,1 statt 0,67 Tonnen/Jahr).

Bereits im Rahmen der Flurbereinigung Harpenfeld konnten in den 1980er-Jahren auf einer Strecke von rund 1.100 Metern Randstreifen mit einer Breite von 12,5 Metern gesichert werden. So konnten Bermen und Gehölzpflanzungen angelegt werden. Der Wimmerbach behielt jedoch seine monotone und breite Gewässersohle, was insbesondere bei Niedrigwasser im Sommer zu Algenbildungen führte.

Renaturierung 2017

Zwischen Februar und April 2017 revitalisierte der UHV den Abschnitt des Wimmerbachs nördlich der Ippenburg und schuf dort ein Retentionsvolumen (Überflutungsflächen). Um beidseitig Sekundärauen entstehen zu lassen, wurden mehrere tausend Kubikmeter Erde abgefahren. Gleichzeitig wurde eine schmale Niedrigwasserinne ausgebildet. Der Ausbau erfolgte durch den Einbau von Steinen, da ein Einbau von Faschinen (Reisig- bzw. Rutenbündel) aufgrund der Bodenverhältnisse (Treibsandvorkommen) nicht möglich war. Die Ausläufe der Dränagen wurden vom Wimmerbach in die neu entstandenen Sekundärauen verlegt, um den direkten Nährstoffeintrag zu reduzieren. Gleiches gilt auch für den Eintrag über Abschwemmung. Zur Erhöhung der Strukturvielfalt im Gewässer wurden Totholzeinbauten ergänzt. Die Gewässerunterhaltung erfolgt seitdem nur noch beobachtend.

Positiver Effekt für Dümmersanierung

Der wichtigste Effekt der Renaturierung ist die Reduzierung der Nährstoffzufuhr in den Dümmer und damit der Beitrag zur Dümmersanierung. Ein Studierender der Leibniz Universität Hannover untersuchte die Wimmerbach-Maßnahme im Jahr 2018 für seine Masterarbeit. Das Ergebnis zeigte, dass die beidseitigen Sekundärauen und der kleinräumig verlegte bzw. verengte Verlauf des Fließgewässers die Nährstoffe wie insbesondere Phosphor zurückhält.

Die Neugestaltung des Gewässers schafft darüber hinaus Lebensräume für Tiere und Pflanzen, was den Forderungen der EG-WRRL (Wasserrahmenrichtlinie) entspricht. Außerdem wurde mit den Retentionsflächen Hochwasserschutz geschaffen.

Die Renaturierung ist die erste umgesetzte Maßnahme im Rahmen der Dümmervereinbarung. Darin haben sich drei Gemeinden im Einzugsgebiet des Dümmer Sees (Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln) verpflichtet, ihre Kompensationsmaßnahmen aus der Bauleitplanung an die Gewässer zu legen. Die Vereinbarung wurde zudem vom UHV und vom Landkreis Osnabrück unterschrieben. Weitere finanzielle Mittel stammen aus der Beteiligung der Windparks Ippenburg und Osterwiehe, für die Ersatzretentionsräume geschaffen werden mussten.

Der Gewässerwettbewerb „Bach im Fluss“ findet 2020 zum sechsten Mal statt. Träger sind das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz sowie die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände Niedersachsens. Die Gewinner*innen des Wettbewerbs werden bei der Preisverleihung November in Hannover ausgezeichnet.

Erfahren Sie hier, was das "Wittlager Kreisblatt" über das Thema schreibt.


Starkregen 2010 betraf auch den Unterhaltungsverband

Mitarbeiter kämpften gegen die Folgen von Tief „Cathleen“

An den 26. und 27. August 2010 können sich viele Einwohner in unserem Verbandsgebiet sehr gut erinnern. Denn das Tief „Cathleen“ sorgte für einen noch nie dagewesenen Starkregen, der das Fassungsvermögen von Gewässern und Abwasserrohren überreizte. Die Wassermassen drangen in Keller und Erdgeschosse und überfluteten Straßen. Das bedeutete für die Einwohner in den vom Hochwasser betroffenen Ortsteilen Stress und einen hohen materiellen Schaden. In Wehrendorf drohte zudem der Damm des Regenrückhaltebeckens zu brechen, weshalb die Anwohner vorsorglich evakuiert werden mussten.

Mitarbeiter des Wasserverbands Wittlage und des Unterhaltungsverbands Nr. 70 „Obere Hunte“ waren damals wegen des Hochwassers die ganze Nacht über im Einsatz. So holte der UHV Treibsel aus den Gewässern, die das Weiterfließen des Wassers etwa an Kulturstauanlagen verhinderten. Zudem gerieten Schutt und Schrott aus den Gewässern auf die Straßen und mussten weggeräumt werden. Auch in den Klärwerken arbeiteten die Mitarbeiter rund um die Uhr auf Hochtouren. Dort kam mehr Wasser an als die Pumpwerke aufnehmen konnten. Auch die Regenrückhaltenbecken konnten die großen Mengen an Niederschlag kaum noch aufnehmen.

Extreme Wetterereignisse nehmen in den letzten Jahren stetig zu. Während 2017 und in den Jahren davor vor allem Starkregenereignisse mit erheblichen Auswirkungen zu verzeichnen waren, folgten 2018, 2019 und auch 2020 Trockenjahre. Die Klimaforschung prognostiziert aufgrund der Klimaveränderung eine Zunahme solch extremer Wetterereignisse. Regionale klimatische Veränderungen werden somit wahrscheinlicher, darunter Hitzeextreme und lange Trockenheit sowie die Zunahme der Häufigkeit, Intensität und/oder Menge an Starkniederschlägen. Laut einer Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) erwartet die Mehrzahl der kommunalen Abwasserentsorger eine zunehmende Belastung bis potentielle Überforderung ihrer Entwässerungssysteme infolge der Klimaänderung.

Der UHV wirkt den Folgen von Starkregenereignissen entgegen, indem er Renaturierungsmaßnahmen an den Gewässern in seinem Verbandsgebiet realisiert und breitere Uferrandstreifen anlegt, die das Hochwasser zurückhalten. Das trägt gleichzeitig zum Naturschutz und zur Dümmersanierung bei.

 


Rekord: Vier neue Auszubildende

Das ist Rekord: Vier Auszubildende starten beim Wasserverband Wittlage und Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV) in ihr Berufsleben. So viele waren es noch nie. Neu ist zudem, dass auch der UHV zum Ausbilder wird.

Die vier jungen Herren unterstützen die Verbände künftig dabei, dass sowohl Wasser als auch Maschinen reibungslos laufen. Til Eickhorst strebt beim Wasserverband den Abschluss zur Fachkraft für Wasserversorgungstechnik an. Sein Arbeitsfeld sind Brunnen, Wasserwerke, Druckerhöhungsstationen, Grundwassermessstellen und Rohrleitungen, also die Anlagen, durch die qualitativ hochwertiges Trinkwasser in die Haushalte fließt.

Für die Säuberung des Wassers ist Lennart Fietz zuständig, der sich für die Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik entschieden hat. Damit gehört er zu den Mitarbeitern des Wasserverbands, die die Abläufe in den Entwässerungsanlagen überwachen, steuern und dokumentieren.

Der Auszubildende Niklas Prokott schließt als Tiefbaufacharbeiter mit dem Schwerpunkt Rohrleitungsbau beim WV Wittlage Trinkwasserleitungen an Haushalte an und sorgt bei Kanalbauarbeiten für dichte Abwasserrohre. Zudem erneuert er Fußwege und Straßen. Denn der Baubetriebshof übernimmt für die fünf Mitgliedsgemeinden Bad Essen, Bohmte, Ostercappeln, Belm und Bissendorf unter anderem die Erstellung, Unterhaltung und Erhaltung gemeindlicher Anlagen.

Erster Auszubildender beim UHV

Bendix Hörsemann ist der erste Auszubildende in der fast 60-jährigen Geschichte des UHV. Als Land- und Baumaschinenmechatroniker widmet er sich mit seinen Kollegen in der Werkstatt des Verbands in Rabber der Wartung, Reparatur und Pflege des gesamten Fuhrparks.

Die Auszubildenden freuen sich darauf, ihr Handwerk von der Pike auf zu lernen. So auch Niklas Prokott, für den die zweite Ausbildung beim Wasserverband beginnt. Begonnen hat er vor drei Jahren als Fachkraft für Wasserversorgungstechnik, dann aber gemerkt, dass „mir der Tiefbau besser liegt“.

Menschlichkeit zählt

Für eine Anstellung zähle, dass jemand menschlich und kollegial überzeuge, sagt Wilhelm Tiemeyer, der als Ausbilder sowohl für den angehenden Tiefbaufacharbeiter als auch für den zukünftigen Wasserversorgungstechniker zuständig ist. Und was erwarten die Ausbilder von ihren neuen Kollegen? „Dass sie sich gut integrieren, pünktlich sind und Interesse an ihrer Arbeit haben“, so Tiemeyer, der selbst seit 25 Jahren beim WV Wittlage arbeitet. Außerdem sei Sauberkeit wichtig. „Das ist gerade beim Wasser wichtig, unserem Lebensmittel Nummer 1“, betont Tiemeyer.

Weitere Ausbilder sind Thorsten Schreck (Fachkraft für Abwassertechnik) und Hermann Schröder (Land- und Baumaschinenmechatroniker). Bendix Hörsemanns Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Die anderen Lehrlinge machen in drei Jahren ihren Abschluss.

Interesse an einem Job, einer Ausbildung oder einem Praktikum bei uns? Mehr Infos gibt es unter dem Menüpunkt "Karriere" auf der Seite des Wasserverbands Wittlage.

 


Renaturierung des Neuen Oberen Kanals in Brockhausen

Umgestaltung dient Naturschutz und Dümmersanierung

Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV) hat ein 130 Meter langes Teilstück des Neuen Oberen Kanal renaturiert. Das ist nicht nur gut für den Naturschutz, sondern auch für den Dümmer, in den das revitalisierte Gewässer über den Wimmerbach und die Hunte fließt.
(Gelangen Sie hier zur Renaturierungsmaßnahme Neuer Oberer Kanal)

Das Ergebnis lässt den noch bis vor Kurzem schnurgerade verlaufenden Kanals nördlich von Brockhausen ganz anders aussehen: Neben dem abgeflachten Ufer locken blühende und duftende Blumen die Bienen an. Der Übergangsbereich zwischen Land und Wasser wurde vergrößert, so dass ein drei Meter breiter Randstreifen zwischen dem Neuen Oberen Kanal und dem angrenzenden Acker entstanden ist. Insgesamt nehmen Gewässer, Ufer und Randstreifen eine Breite von zehn Metern ein.

Mehr Lebensraum für Pflanzen und Tiere

Gewässerkoordinatorin Ingrid Vörckel ist beim UHV für die Revitalisierung von Gewässern zuständig. Sie sorgt dafür, dass gerade Ufer wieder „krumm und schief“ werden, wie sie es ausdrückt. Im Fall des Neuen Oberen Kanals sind die Mitarbeiter des UHV mit Baggern angerückt und haben das Ufer vergrößert und abgeflacht. Das wirkt Überflutungen bei Starkregenfällen entgegen, da das Wasser mehr Retentionsfläche zur Verfügung hat.

„Durch den größeren Übergangsbereich zwischen dem aquatischen und terrestrischen Bereich eignet sich das neu gestaltete Gewässer als Lebensraum für mehr Pflanzen- und Tierarten“, sagt Ingrid Vörckel. Der vergrößerte Randbereich reduziert zudem die Nährstoffeinträge der nahe gelegenen Ackerflächen, die als stark abschwemmungsgefährdet gilt. Das wiederum dient der Dümmersanierung. Denn in ihrem Zuge ist insbesondere der Eintrag von Phosphor in allen Gewässern des Einzugsgebietes des Sees zu reduzieren.

Nutzen für Dümmer ist erwiesen

Finanziert wurden der Flächenerwerb und die Umsetzung der Maßnahme über den Kompensationspool Dümmer/Obere Hunte, der vom UHV verwaltet wird. „Dadurch können die Gewässerentwicklungsmaßnahmen durch der Kompensationsbedarf der Gemeinden im Wittlager Land, die beispielsweise durch die Ausweisung von Baugebieten entstehen, bedient werden“, erläutert Uwe Bühning, Geschäftsführer des UHV.

„Die sichtbaren Erfolge der Maßnahmen und der Nutzen für den Dümmer bestärken uns noch einmal mehr darin, unsere Arbeit fortzusetzen“, sagt Hermann Steuwer, Verbandsvorsteher des UHV. Denn dass die Revitalisierungsmaßnahmen des Unterhaltungsverbands dem Phosphor- und Sedimentrückhalt des Dümmers dienen, ist wissenschaftlich belegt. Ein Studierender der Leibniz Universität Hannover untersuchte von Herbst 2017 bis Sommer 2018 in seiner Masterarbeit den Zusammenhang am Beispiel des 2017 revitalisierten Wimmerbachs. Das Ergebnis zeigte, dass die beidseitig angelegten Sekundärauen und der kleinräumig verlegte bzw. verengte Verlauf des Fließgewässers tatsächlich Nährstoffe zurückhalten.

Auch das "Wittlager Kreisblatt" hat über die Maßnahme berichtet.

Anschrift

Unterhaltungsverband Nr. 70 "Obere Hunte"
Im Westerbruch 67
49152 Bad Essen

Verbandsvorsteher: Hermann Steuwer
Geschäftsführer: Uwe Bühning

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