Bad Essen. Am Ende eines Arbeitsjahres langjährigen Mitarbeitern für ihre Treue zum Unternehmen zu danken, ist wohl eine der schönsten Verpflichtungen eines Arbeitgebers. Beim Wasserverband Wittlage und beim Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) waren es in diesem Jahr gleich acht Kolleginnen und Kollegen, denen in einer kleinen Feierstunde diese Würdigung zuteilwurde. Für Uwe Bühning, Geschäftsführer beider Verbände, war es zudem eine schöne Gelegenheit, die berufliche Vita der Geehrten kurz zu skizzieren und damit auch eine wenig Verbandsgeschichte Revue passieren zu lassen.
Bernd Majewski und Bernd Hallmann sind bereits seit 30 Jahren für den Wasserverband tätig.
Bernd Majewski hat sich als gelernter Elektroinstallateur längst in die komplexen Steuerungssysteme von Wasserwerken und Pumpstationen eingearbeitet in der Wasserversorgung eingearbeitet, zudem verstärkt er die Kollegen bei der Wasserinstallation und beim Zählerwechsel. Uwe Bühning anerkennend: „Bernd, du bist ein Praktiker. Du siehst immer, wo es etwas für die zu tun gibt. Solche Leute brauchen wir!“
Auch Ralf Hallmann habe diese lösungsorientierte Einstellung, lobte Uwe Bühning den zweiten „30er“. Der Verband sei sehr froh, dass ihm dieser Kollege mit seinen umfassenden Kenntnissen des Leitungsnetzes durch die Übernahme der Abwasserentsorgung von der Gemeinde Bad Essen im Jahre 1993 „zugewachsen“ sei. „Kommt ein Anruf, fährt man hin“, fasste Ralf Hallmann bescheiden seinen Pragmatismus zusammen.
Zwei Kolleginnen können auf 25 Jahre Tätigkeit in der Verwaltung des Wasserverbandes zurückblicken: Christine Henrichs und Sandra Tackenberg.
„Seitdem du als technische Zeichnerin bei uns angefangen hast, hat sich dein Tätigkeitsfeld erheblich erweitert“, sagte Uwe Bühning an Christine Henrichs gerichtet. Sie sei „tief drin“ in allen Fragen rund um Planung und Wasserschutz und mache einen „top Job“ für den Verband. „Was Christine im Kopf hat, wird man nicht alles digitalisieren können“, lobte der Verbandsgeschäftsführer das Wissen und den großen Erfahrungsschatz der stellv. Leiterin der Wasserversorgung.
Ebenso gewachsen in den zurückliegenden 25 Jahren sei das Aufgabengebiet von Sandra Tackenberg. „Als du als frisch geprüfte Bilanzbuchhalterin 1998 zum Wasserverband kamst, war dieser ein kleiner Verband mit Buchungsmaschine und Nadeldrucker. Heute arbeiten wir dank deiner Expertise ganz selbstverständlich mit moderner IT und du hast sowohl den Überblick über unsere Datensysteme wie auch über unsere Zahlenwerke“, würdigte Uwe Bühning die Leiterin Finanz- und Rechnungswesen.
Neben der Ehrung der Jubliare, hieß es jedoch auch, einigen Kollegen Lebewohl zu sagen. Vier langjährig Beschäftige gingen in diesem Jahr in den Ruhestand bzw. traten die Freistellungsphase ihrer Altersteilzeit an.
Einer von ihnen ist Jürgen Krampf, der seit mehr als 20 Jahren beim UHV 70 in der Gewässerunterhaltung tätig ist. Uwe Bühning: „Du kennst die Straßen und Gewässer wie kaum ein anderer und weißt, wann man sie wo und wie anfahren muss. Dein reicher Erfahrungsschatz, deine sehr guten Ortskenntnisse und dein selbständiges Arbeiten zeichnen die in besonderem Maße aus.“
Mit der Übernahme der Abwasserentsorgung für die Gemeinde Belm kam Martin Langkamp 2018 zum Wasserverband Wittlage. Bei der Gemeinde Belm war er bereits seit 1992 beschäftigt. Mit seinen zwei Berufen, Mechatroniker sowie Ver- und Entsorgungstechniker, sei Martin Langkamp seit jeher eine tragende Säule der Belmer Abwasserbetriebe, so Uwe Bühning, der dem frisch gebackenen Ruheständler daher auch gern den Dank der Gemeinde Belm aussprach.
Quasi als Gründer der UHV-Werkstatt sei Hermann Schröder zu bezeichnen. Mit dem Verband und seinen Aufgaben seien auch das Werkstatt-Team, der Fuhrpark und die Räumlichkeiten gewachsen. Heute verfüge man über eine Halle mit modernen Land- und Baumaschinen und Hightech-Prüffeld. Vor allem aber: Hermann Schröder habe sich immer mitentwickelt und dabei stets neue Impulse gesetzt. „Hermann, du hast immer alles hingekriegt“, so Uwe Bühning in seiner Laudatio auf den scheidenden Werkstattleiter.
Ein ebensolches Urgestein ist Heinz-Jürgen Quade, der bereits 1982 seinen Dienst in der „Kreiskolonne“ beim damaligen Kreisverein der Wasser- und Bodenverbände antrat. Indem der Verein 1985 im UHV aufging, kam der hilfsbereite Kollege zum Bauhof des Verbandes. Hier war er vor allem in der Schwarzdeckenunterhaltung beschäftigt, war aber eine sichere Bank in der Gewässerunterhaltung. Uwe Bühning: „Seinen Erfahrungsschatz sowohl beim Splitten als auch beim Schlegeln haben wir alle geschätzt.“
Insgesamt kommen bei den geehrten Kolleginnen und Kollegen weit mehr als 200 Dienstjahre für Wasser, Abwasser und Gewässer zusammen und die Glückwünsche und Präsente von Uwe Bühning, Wasserverbandsvorsteher Rainer Ellermann und Personalratsvorsitzendem Niki Macho sind mehr als verdient. Seine Glückwünsche ließ auch UHV-Vorsteher Hermann Steuwer übermitteln, der aus Termingründen leider nicht an der Feierstunde teilnehmen konnte.
Bad Essen. Im Sommer 2021 hat der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) im Westerbruch in Bad Essen-Rabber eine umfangreiche Renaturierung der dort seinerzeit noch stark begradigten Hunte durchgeführt. Auf knapp dreieinhalb Hektar Fläche erhielt der Fluss neuen Raum.
Durch die Abflachung des umliegenden Terrains wurde eine Sekundäraue angelegt, in deren Zentrum ein neuangelegtes und stark mäandrierendes Nebengerinne verläuft. Es wird von einem hierfür eigens geschaffenen Teilabfluss des Altarms gespeist. Hierdurch konnte eine Verlängerung des Gewässers um 250 Meter erzielt werden.
Beide Elemente dienen der Retention: Zum einen wird der unerwünschte Nährstoffeintrag von den Feldern am Hunte-Oberlauf durch die verlangsamte Strömung eher zurückgehalten, zum anderen besitzt die Sekundäraue bei Starkregen eine erhebliche Pufferwirkung, wie sich gerade dieser Tage gut erkennen lässt.
Hinzu kommt die Artenvielfalt, deren Zunahme in dem naturnahen Bereich bereits deutlich zu beobachten ist. Im Frühjahr werden wir dem, was dort jetzt kreucht und fleucht, nachspüren und euch darüber auf dem Laufenden halten.
Bad Essen. Hermann Schröder und der Unterhaltungsverband – das gehört zusammen wie die Zapfwelle an den Schlepper. Fast 40 Jahre hat er die Werkstatt des UHV geleitet, keine Kette, keine Baggerschaufel, die in der Zeit nicht durch seine Hände gegangen wären.
Dass er im Jahre 1986 beim UHV, damals noch in Wittlage ansässig, anheuerte, erscheint rückblickend ein wenig vorgezeichnet: Hermann Schröder hatte bereits seit seiner Ausbildung bei der Firma Zegeno Landtechnik die Land- und Baumaschinen des Verbandes gewartet. „Wenn die Gräben gemäht wurden, kamen die Maschinen ganz oft nachmittags zu uns in Lintorf in die Werkstatt, wo sie repariert wurden, und so dem UHV morgens wieder funktionstüchtig zur Verfügung standen“, erinnert er sich noch gut.
Kein Wunder, dass der Verband den jungen Fachmann gerne ganz bei sich beschäftigen wollte, zumal der inzwischen auch seinen Meisterbrief in Händen hielt. Und so war es Heinz Möllmann von der Gewässerunterhaltung des UHV, der Hermann Schröders Namen ins Spiel brachte. Der ließ sich überreden – und blieb. Bildete sich weiter in Schweiß-, Fräs- und Drehtechnik und fand immer eine Lösung. Wenn mal wieder ein Maschinenteil am Markt auf die Schnelle nicht aufzutreiben war, wurde es nicht selten von Hermann Schröder kurzfristig an der Drehbank selbst angefertigt.
Doch jetzt, nach fast 40 Jahren, ist Schluss. Hermann Schröder hat die Freistellungsphase seiner Altersteilzeit angetreten, befindet sich also im wohlverdienten (Un-) Ruhestand. Jetzt will er sich wieder mehr seiner Landwirtschaft widmen, die er all die Jahre eher nebenbei betreiben konnte. Dabei ist er auch hier ganz innovativ am Start: Seine Frau hat ihm ein Gewächshaus geschenkt, wo er sich an der Aufzucht neuer Gemüsesorten versuchen will. Außerdem hat er eine Direktsämaschine angeschafft. Säen ohne vorher zu Pflügen, das schone den Boden und die darin lebenden Organismen, es sei besonders sparsam und nachhaltig, sind die Verfechter dieser Ackerbaumethode überzeugt. Hermann Schröder will es ausprobieren. Man sieht: Der Wimmeraner bleibt auch weiterhin auf dem neuesten Stand der Technik!
Er übergibt die Werkstatt beim UHV an seinen Kollegen und Nachfolger Fabian Fietz, der inzwischen auch seinen Meister als Land- und Baumaschinenmechatroniker gemacht hat. Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ dankt Hermann Schröder ganz herzlich für seine Treue, seinen Einsatz und seine Zuverlässigkeit in all den Jahren. Er wünscht ihm für seine wohlverdiente Rente alles Gute und seinem Nachfolger Fabian Fietz weiterhin viel Erfolg.
Bad Essen. Zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen an den Gewässern in seinem Verbandsgebiet hat der Unterhaltungsverbandes Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) in der jüngeren Vergangenheit im Rahmen der Dümmervereinbarung umgesetzt. Dieser Tage waren Vertreter von Vorstand und Ausschuss des UHV 70 eingeladen, diese Projekte unter fachlicher Begleitung in Augenschein zu nehmen.
In der Dümmervereinbarung haben sich die drei Wittlager Gemeinden verpflichtet, die Kompensationsverpflichtungen, die aus der Schaffung von Wohnbau-, Gewerbe- und Industriegebieten sowie der hierfür erforderlichen Infrastruktur entstehen, an die Gewässer zu legen und damit zur Dümmersanierung beizutragen.
Auf der Route, die von Verbandsvorsteher Hermann Steuwer, dessen Stellvertreter Uwe Schoster, Geschäftsführer Uwe Bühning und Gewässerkoordinator Kai Holzgräfe begleitet wurde, lagen der Venner Bruchkanal, verschiedene renaturierte Abschnitte an Elze und Hunte sowie der Wimmerbach.
Dabei zogen die Teilnehmer ein positives Fazit: Durch Schaffung unterschiedlicher Gewässertiefen mit wechselnder Strömung konnten sich vermehrt darauf spezialisierte Arten einstellen, die bei begradigten Fließgewässern weitaus seltener anzutreffen sind. So z. B. Wasserstern und Berle. Letztere dient als wintergrüne Unterwasserpflanze wiederum der als stark gefährdet eingestuften Helm-Azurjungfer als Lebensraum.
So stellt sich auch bei den im und am Wasser lebenden Tieren sukzessive eine größere Artenvielfalt ein: Der Wimmerbach ist zur Kinderstube für Fische geworden und an den neu geschaffenen feuchtwiesenartigen Senken der Hunte im Westerbruch haben sich sogar Kiebitze eingestellt. Diese Watvögel mit ihrer markanten Haube stehen schon seit 2015 international auf der Roten Liste bedrohter Arten.
Bei der Bereisung wurde aber auch deutlich, dass es zum Erhalt eines im Sinne von Hochwasserschutz, Landwirtschaft und Ökologie idealen Gewässerzustandes weiterhin behutsamer Eingriffe des Menschen bedarf und die Renaturierung dabei nicht ohne gezielte Pflegemaßnahmen auskommt, wie sie der UHV 70 umsetzt.
Bad Essen. Seit Anfang April gehört Kai Holzgräfe zum Team des Unterhaltungsverbandes Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70). Der Biologe bringt umfangreiches Fachwissen zu den Fragestellungen der Europäischen-Wasserrahmenrichtlinie mit. Neben der Dümmersanierung steht die Umsetzung dieser Richtlinie im Fokus der zahlreichen Projekte, die der UHV verwirklicht.
Kai Holzgräfe war über viele Jahre für ein biologisch-ökologisches Gutachterbüro in Südniedersachsen deutschlandweit tätig. An seiner neuen Aufgabe beim UHV 70 reizt ihn besonders, dass er hier seine Fachkenntnisse nicht nur bei gewässerökologischen Untersuchungen, sondern auch in der Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Gewässerentwicklung praktisch einsetzen kann.
Auf seiner Agenda stehen aktuell weitere Renaturierungen an Hunte und Elze sowie kleinere Nachjustierungen bestehender Maßnahmen. Auch bei den Planungen zu den anstehenden und laufenden Flurbereinigungen wird er den UHV 70 mit seinem Wissen aus Biologie und Hydrologie unterstützen.
Auch wird er das Handlungskonzept aus der Dümmervereinbarung, in der sich die Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln mit UHV 70 und Landkreis Osnabrück 2013 verpflichtet haben, ihre Kompensationsmaßnahmen im Verbandsgebiet an die Gewässer im Einzugsgebieter der Hunte zu legen, fortschreiben und weiterentwickeln.
Kai Holzgräfe folgt als Gewässerkoordinator auf Ingrid Vörckel, die vom UHV 70 zum Wasserverband Wittlage gewechselt hat und in ihrer neuen Funktion Gemeinden im WV-Verbandsgebiet in Sachen Kompensationsmaßnahmen berät und deren Umsetzung betreut.
Bohmte. Einen Baum fällt man nicht leichtfertig. Und dennoch kommt man nicht umhin, wenn die Verkehrssicherung nicht mehr gegeben ist, d. h. wenn tote Äste herabzufallen drohen und somit Mensch und Tier gefährden könnten.
Dies war der Fall bei einer Esche an der Ecke Hinterfelde/Sonnenfeld in Bohmte. Stolze 18 Meter war sie hoch, ihr Stammumfang betrug knapp drei Meter, 15 Quadratmeter maß ihre Krone im Durchmesser. Aber: Von dieser mächtigen und stark verzweigten Krone waren nur noch ganz wenige Äste belaubt.
Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70), als Eigentümer der Fläche, hatte deshalb einen Baumsachverständigen beauftragt, der die Vitalität der Esche prüfen sollte. Dessen Fazit am 1. Juni d. J.: „Die Esche ist nahezu abgestorben. Lediglich auf der Südostseite zeigt sich an wenigen Ästen eine sehr spärliche Belaubung. Die abgestorbenen Kronenteile sind erhöht bruchgefährdet. Der Baum ist zu entnehmen.“
Da gewissermaßen Gefahr im Verzuge bestand, wäre besagtes Entnehmen aus Sicherheitsgründen sogar noch in der Brut- uns Setzzeit durchgeführt worden – sofern der Baum nicht Niststätte oder Behausung für Tiere gewesen wäre. Bei der Kontrolle mit der Inspektionskamera stießen die Sachverständigen jedoch auf das Nest einer Grünspechtfamilie, die natürlich geschützt werden muss.
So wurden vorerst nur die äußeren bruchgefährdeten Äste entfernt, ein Torso aus Stamm und zwei Hauptästen blieb stehen. Der eine davon enthält die besagte Spechthöhle, der andere wird für dessen Bergung im Herbst benötigt.
Der Abschnitt mit der Spechthöhle und außerdem vorhandenen weiteren Nisthöhlen wird dabei im Ganzen erhalten. Er wird an anderer Stelle für neues Leben sorgen. Denkbar wäre laut Kai Holzgräfe, Biologe beim UHV 70, etwa eine Verwendung als Habitat für sekundäre Höhlennutzer wie etwa Kleiber, Fledermäuse und verschiedene Bienenarten.
Bad Essen. Mit dem Durchstich zwischen altem Lauf und neuem Gerinne ist die umfangreiche Renaturierungsmaßnahme im Bereich der Hunte an Schloss Ippenburg abgeschlossen. Nun kann sich der Fluss schlängeln und artenreiche Auen entstehen lassen.
Im Sommer 2021 waren die ersten Bagger angerollt, Anfang 2022 konnte die Gestaltung des neuen Verlaufs durch den Einbau von Faschinen, Totholz und Kies abgeschlossen werden. Dort, wo sich vormals die Festivalparkplätze von Schloss Ippenburg erstreckten, wurde dabei durch Absenkungen und Mäander der Lauf des Flusses verlängert.
Ziel der Maßnahme: die bislang dort begradigte Hunte und die sie umgebenden Nutzflächen in eine Auenlandschaft mit großem Retentionspotential zu verwandeln. Planungsträger und Flächeneigentümer Landwirt Philip von dem Bussche hält mit der rund elf Hektar großen renaturierten und ökologisch um ein Vielfaches aufgewerteten Fläche nun den „Ersatzflächenpool Schloss Ippenburg“ vor, den er zur Einlösung von Kompensationsverpflichtungen Dritter zur Verfügung stellt.
Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) ist dabei sowohl Eigentümer des die Fläche durchlaufenden Gewässerabschnittes der Hunte, als auch mit der Umsetzung der Maßnahme auf dem gesamten Planungsraum betraut. Für den Verband ist das Projekt die ideale Verknüpfung von Gewässerschutz und Gewässerentwicklung, besonders auch im Hinblick auf die Dümmersanierung. In der dazu getroffenen Dümmervereinbarung haben sich die drei Wittlager Gemeinden verpflichtet, ihre Kompensationsmaßnahmen aus der Bauleitplanung an die Gewässer zu legen.
Doch warum wurde jetzt erst der Durchstich vorgenommen? Das hat sowohl wasserbauliche als auch biologische Gründe und folgt dem Plan, den das Planungsbüro Rötker für das Projekt aufgestellt hat. Danach sollte mit dem Anschluss der Hunte an den neuen Verlauf bewusst mindestens eine Vegetationsperiode gewartet werden, damit sich in Aueflächen und Grünland eine uferstabilisierende Vegetationsdecke einstellen konnte, um Überschwemmungen zu verhindern.
Dies ist nun gegeben, sodass dieser Tage die Bagger anrücken und die Hunte mit dem Durchstich in ihr neues Gerinne, in ihr gemachtes Bett, entlassen konnten.
Organe des Unterhaltungsverbandes Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) sind der Vorstand und der Verbandsausschuss als Vertreterversammlung der Verbandsmitglieder.
Beide Gremien werden jeweils auf fünf Jahre gewählt
Der Ausschuss wählt die Mitglieder des Vorstandes und deren persönliche Stellvertreter sowie den Verbandsvorsteher und den stellvertretenden Verbandsvorsteher.
Zwei langjährige Vorstandsmitglieder standen für die aktuelle Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung. Es sind dies Arndt Meyer-Holtkamp und Reinhard Maßmann. Beide waren bereits seit den 1990er Jahren im Vorstand des UHV 70 vertreten, Arndt Meyer Holtkamp hatte das Amt des stellv. Verbandsvorstehers sogar seit 1998 durchgängig inne.
Der Sitz von Reinhard Maßmann im Vorstand ging an Andreas Unland; auf Arndt Meyer-Holtkamp folgt Friedrich Meyer zu Driehausen. Zum stellvertretenden Verbandsvorsteher wählte der Ausschuss Uwe Schoster, Verbandsvorsteher Hermann Steuwer wurde für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt.
Gelegenheit, die beiden scheidenden Vorstandsmitglieder mit einem kleinen Präsent offiziell zu verabschieden und ihren ehrenamtlichen Einsatz zu würdigen, bot sich bei der jüngsten Vorstandssitzung.
Der UHV 70 dankt Arndt Meyer-Holtkamp und Reinhard Maßmann für ihr langjähriges und außerordentliches Engagement im Dienst der Gewässerunterhaltung und Gewässerentwicklung im Einzugsgebiet der Oberen Hunte.
Bad Essen/Osnabrück. Als Problemfall wurde der Dümmer erst unlängst in der lokalen Presse bezeichnet. Tatsächlich ist der See durch verschiedenste Nutzungen vor Ort und innerhalb seines Einzugsgebietes stark beansprucht – mit den bekannten Folgen wie Blaualgenblüte und Fischsterben. Doch ein Problembewusstsein ist nicht erst seit gestern gegeben. Bei Politik und Verbänden, aber auch bei den Landwirten. Sie alle arbeiten in der Gewässerschutzkooperation Dümmer/Obere Hunte zusammen mit dem Ziel, den Nährstoffeintrag in den Dümmer zu reduzieren.
Vor allem der hohe Phosphorgehalt beeinträchtigt die Wasserqualität des Dümmers. Daher gilt es, den Phosphoreintrag zu reduzieren. Dazu wurde 2013 von der Landesregierung ein Rahmenentwurf aufgelegt. Kernpunkte: die Herstellung eines Großschilfpolders unmittelbar am Dümmer selbst, ökologische Gewässerentwicklung an der zufließenden Hunte, wie sie der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) in zahlreichen Projekten betreibt, sowie die Umsetzung von nährstoffreduzierenden Maßnahmen in der Landwirtschaft.
Das Konzept der Gewässerschutzkooperation sieht eine dahingehend angepasste Bewirtschaftung der Flächen im Einzugsgebiet vor. Es fußt auf zwei Säulen: zum einen die individuelle Beratung der landwirtschaftlichen Betriebe, zum anderen die Umsetzung freiwilliger gebietsspezifischer Maßnahmen.
Seit 2013 können Landwirte die Gewässerschutzberatung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in Anspruch nehmen, seit 2017 besteht zudem die Möglichkeit, freiwillige Vereinbarungen (FV) abzuschließen. „Dabei handelt es sich um Bewirtschaftungsverfahren, die weit über das Ordnungsrecht hinausgehen und einen deutlichen Mehraufwand für die Betriebe bedeuten“, so Raimund Esch, Ansprechpartner der Gewässerschutzkooperation bei der LWK. Die Maßnahmen richten sich nach den Zielsetzungen vor Ort, d. h. wo beispielsweise Phosphoreinträge durch Erosionen an Gräben vermieden werden sollen, können Gewässerschutzstreifen eine sinnvolle Maßnahme darstellen. Andere Maßnahmen sind etwa der Verzicht auf phosphathaltige Düngemittel, eine gezielte Gülleausbringung oder der Anbau von Zwischenfrüchten.
Der Mehraufwand, der den Landwirten dadurch entsteht, wird ihnen aus Mitteln des Niedersächsischen Umweltministeriums ausgeglichen. Geregelt ist dies in einem bis 2026 laufenden Zuwendungsvertrag mit einem Gesamtvolumen von 1,75 Millionen Euro, der zwischen dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) als Landesbehörde und, als Zuwendungsempfänger, der LWK und dem UHV 70 abgeschlossen wurde.
Durch Beratung Effizienz der Nährstoffgaben deutlich erhöht
Die Gewässerschutzkooperation Dümmer/Obere Hunte ist die erste Kooperation zum Schutz eines Oberflächengewässers in Niedersachsen und sie kann eine positive Zwischenbilanz aufstellen. „Es zeigt sich deutlich, dass sich durch die vegetationsbegleitende individuelle Beratung der LWK der Einsatz sowohl organischer wie auch mineralischer Dünger, hier vor allem Phosphor, deutlich verringert hat“, so Esch bei der jüngsten Sitzung der Kooperation in der Geschäftsstelle des UHV 70 in Bad Essen-Rabber. Und obwohl die FV erst seit knapp fünf Jahren getroffen werden können, ist laut Esch auch hier ein Zusammenhang zwischen Maßnahmen und Nährstoffkonzentration erkennbar – vor allem am Oberlauf der Hunte, in einem Bereich, wo die Landwirte besonders viele Maßnahmen umgesetzt haben.
Aufgrund der Vielzahl verschiedener freiwilliger Maßnahmen sei es möglich, für Betriebe mit unterschiedlichsten Produktionsausrichtungen eine oder mehrere passende Maßnahmen zu finden. Dadurch sei die Bereitschaft der Landwirte, besonders gewässerschonend zu wirtschaften, mittlerweile erfreulich hoch. Inzwischen, so die LWK, nähmen mehr als die Hälfte der Betriebe im Gebiet der Kooperation die Beratung in Anspruch, etwa 120 Betriebe die Förderung der FV.
Vor allem aber habe die Kooperation zu einer wünschenswerten Versachlichung der Problematik geführt. Eschs Fazit: „Wir konnten innerhalb der Landwirtschaft, aber auch in der Öffentlichkeit Vorbehalte abbauen. Letztendlich profitieren alle von der Verbesserung der Qualität der Gewässer wie auch der Böden.“
Bad Essen/Dümmerregion. Seit Jahrzehnten leidet der Dümmer immer wieder unter Blaualgenblüten, verbunden mit Fischsterben und Geruchsbelästigungen. Vor diesem Hintergrund wurde ein Sanierungskonzept für den See entwickelt, mit dem Ziel, die Gewässergüte unter anderem durch Reduzierung des Nährstoffeintrages aus der Hunte und ihren Zuflüssen zu verbessern. Seit 2011 begleitet der Dümmerbeirat Planung und Umsetzung der Maßnahmen die der Dümmersanierung dienen.
Er ist mit behördlichen und ehrenamtlichen Vertretern aus der Region besetzt. Die Vertreter kommen aus den Kommunen der Dümmerregion, dem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), aus Regionalentwicklung und Gewässerunterhaltung, aus Landwirtschaft und Naturschutz, sowie aus Tourismus und Wassersport. Neben Strategien zur Nährstoffreduzierung in der Landwirtschaft, der Schaffung von Gewässerrandstreifen und dem Bau eines Schilfpoldersystems sieht die Dümmersanierung Maßnahmen zur Gewässerentwicklung vor, die der Unterhaltungsverbandes Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) maßgeblich umsetzt.
Bereits 20 Hektar renaturiert
20 Hektar umfassen bislang die Renaturierungsmaßnahmen des UHV 70 zur Dümmersanierung. Eine beachtliche Fläche, die nicht zuletzt der2013 getroffenen Dümmervereinbarung zu verdanken ist. Darin haben sich die Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln gemeinsam mit dem Landkreis Osnabrück und dem UHV 70 verpflichtet, ihre Kompensationsmaßnahmen an die Gewässer im Einzugsgebiet der Hunte zu legen.
Zwei der Maßnahmen haben Vertreter des Dümmerbeirates kürzlich unter fachlicher Führung von Ingrid Vörckel, Gewässerkoordinatorin beim UHV 70, und Verbandsvorsteher Hermann Steuwer in Augenschein nehmen können. Es waren dies die Renaturierung der Elze oberhalb von Hunteburg sowie der Hunte unterhalb von Bohmte.
Gerade an der Elze konnten die Teilnehmer sehr gut nachvollziehen, wie schnell die Renaturierung Erfolge zeigt. Das im Sommer 2020 umgesetzte Projekt, bei dem eine ca. 300 Meter lange Laufverlegung und -verlängerung mit weitreichenden Auenbereichen verwirklicht wurden, zeigt bereits eine deutliche Zunahme der Artenvielfalt in Flora und Fauna.
Passgenaue Projekte
Gleichzeitig stellen sich aber vor dem Hintergrund des Klimawandels neue Fragen, vor allem hinsichtlich Retention und Wasserspeicherung. Sowohl einen ungestörten Abfluss bei Starkregen, wie auch einen Rückhalt für Trockenzeiten zu gewährleisten, dabei eine wünschenswerte Fließgeschwindigkeit unter Berücksichtigung der Ökologie herzustellen – das ist der Spagat, den Gewässerunterhaltung und Gewässerentwicklung bewältigen müssen und dem der UHV 70 in seinen Renaturierungsprojekten nachkommt. Dabei erweisen sich gerade kleinteilige und passgenaue Projekte wie die an Gewässern II. und III. Ordnung als vorteilhaft, da deren Entwicklung kontinuierlich verfolgt werden kann und eine Anpassung an klimatische Veränderungen leichter möglich ist.
Bad Essen. Der Dümmer ist das Sorgenkind unter den niedersächsischen Seen. Um sein ökologisches Gleichgewicht langfristig sicherzustellen, hat das Land Niedersachen vor knapp zehn Jahren einen 17-Punkte-Plan aufgestellt, der vor allem Maßnahmen zur Reduzierung der Nährstoffeinträge vorsieht. Landwirte, die dementsprechend wirtschaften, werden finanziell gefördert. In den vergangenen Jahren blieb die Förderung allerdings unter dem dafür berechneten Bedarf. Jetzt hat das niedersächsische Umweltministerium den vollen Fördersatz angesetzt und für die nächsten fünf Jahre eine Zuwendung von insgesamt 1,75 Millionen Euro zugesichert.
Die überhöhten Nährstoffeinträge, vor allem durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung im Einzugsgebiet des Dümmers, führen im Sommer immer wieder zu Blaualgenblüten und in deren Folge zu Fischsterben. Dabei fördern vor allem zu hohe Phosphorgehalte die Blaualgenentwicklung in dem flachen See. Daher zielt besagter 17-Punkte-Plan als Grundlage des Rahmenentwurfs zur Dümmersanierung vor allem auf die Reduzierung der Phosphoreinträge.
Diese Einträge erfolgen in erster Linie aus dem Einzugsgebiet der Hunte, die den Dümmer speist und zuvor überwiegend landwirtschaftlich genutzte Flächen durchfließt. So sind, neben einem zentralen Schilfpoldersystem und einer gewässerökologischen Landbewirtschaftung, auch zusätzliche flankierende Maßnahmen zu Gewässerentwicklung, Renaturierung und Hochwasserschutz im Einzugsgebiet des Dümmers Kernpunkte des Rahmenentwurfs.
Gewässerrandstreifen erhöhen Gewässergüte
Die landwirtschaftlichen Maßnahmen werden, ähnlich wie beim Trinkwasserschutz, über freiwillige Vereinbarungen mit den Landwirten umgesetzt. Diese wiederum werden auf Basis eines Zuwendungsvertrages vom Niedersächsischen Umweltministerium gefördert. Vertragspartner des Landes sind der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und, als Maßnahmenträger, der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70). Grundlage des Zuwendungsvertrages ist ein Schutz- und Beratungskonzept, welches mit der Gewässerschutzkooperation „Dümmer/Obere Hunte“ abgestimmt wurde. Dies sieht u. a. die Schaffung von Gewässerrandstreifen sowie weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Bodenerosionen und damit zur Reduzierung des Phosphoreintrages vor. Die fachliche Begleitung erfolgt durch zwei Gewässerschutzberater der Landwirtschaftskammer.
Ursprünglich hatte die LWK als Vergütung für die freiwilligen Maßnahmen der Landwirte einen jährlichen Bedarf von 350.000 Euro ermittelt, tatsächlich aber mussten die Landesmittel aus haushaltspolitischen Erwägungen unter diesem Betrag bleiben. In den ersten Jahren wurden stattdessen jährlich 150.000 Euro bereitgestellt, von 2019 bis 2021 war diese Summe auf Betreiben der Akteure auf 250.000 Euro erhöht wurden – und nun wurde von Umweltminister Olaf Lies bis 2026 der jährliche Betrag von 350.000 Euro bewilligt.
Uwe Bühning, Geschäftsführer des UHV 70 als Maßnahmenträger, äußerte sich entsprechend freudig zum Bewilligungsbescheid: „Wir freuen uns, dass die Bedarfe der Kooperationspartner erkannt und berücksichtigt werden. Die Mittel sind gut angelegt, denn der Rahmentwurf zur Dümmersanierung hilft, Gewässerökologie und Nutzungsinteressen im Bereich des Dümmers zu verbinden und die Gewässergüte im Sinne von Naturschutz, Landwirtschaft und Tourismus nachhaltig zu verbessern. Nicht zuletzt folgen wir damit den verpflichtenden Zielsetzungen der EG-Wasserrahmenrichtlinie, nach der für den Dümmer der gute ökologische Zustand zu erreichen ist.“
Die Unterzeichnung des Zuwendungsvertrages erfolgte durch Bernd Lehmann, Leiter der Betriebsstelle Sulingen des NLWKN, und UHV 70-Verbandsvorsteher Hermann Steuwer.
Bad Essen. Das Gelände ist hergestellt, die Hunte fließt wieder in ihren naturgemäßen Mäandern. Die große Renaturierungsmaßnahme, die von Philip Freiherr von dem Bussche an Schloss Ippenburg in Kooperation mit dem Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) als Ersatzflächenpool realisiert wurde, hat bereits den ersten Partner gefunden: Die Firma Kesseböhmer hat hier für ihre geplante Unternehmenserweiterung in größerem Umfang Werteinheiten im Sinne des Naturschutzes erworben. Dafür setzt Philip von dem Bussche die Landschafts- und Artenschutzmaßnahmen auf seinen Flächen um.
Wie Geschäftsführer Oliver Kesseböhmer bei einem Termin auf Schloss Ippenburg mitteilte, plant sein Unternehmen eine erhebliche Erweiterung am Standort Dahlinghausen. Auf einer Fläche von 25.000 Quadratmetern soll in neueste Technologien zur Metallverarbeitung investiert werden. Damit ist die Firma Kesseböhmer gemäß Bundesnaturschutzgesetz dazu verpflichtet, den Eingriff in den Naturhaushalt auszugleichen. Dies erfolgt durch Erwerb von Werteinheiten im Ersatzflächenpool von Schloss Ippenburg.
Dort wurden auf dem etwa elf Hektar großen ehemaligen Parkplatzgelände die bislang begradigte Hunte und die sie umgebenden Nutzflächen nach Zielen des Landschafts- und Artenschutzes im vergangenen Halbjahr renaturiert. Es soll eine artenreiche Auenlandschaft mit hohem Naherholungswert entstehen. Regionstypische Gehölze und bienenfreundliche Saaten werden dabei zusätzlich den ökologischen Wert der Anlage erhöhen. Durch Einbindung in den Bad Essener Schlösserrundweg wird darüber hinaus der Erholungswert des neu geschaffenen Naturraumes unterstrichen.
Der UHV 70 ist dabei als Eigner der unmittelbar an der Hunte gelegenen Flächen sowie durch die bauliche Ausführung an der Maßnahme beteiligt. Er verknüpft in diesem Projekt seine hoheitlichen Aufgaben des Gewässerschutzes mit denen der Gewässerentwicklung. In diesem Sinne ist die Maßnahme eingebunden in die Dümmersanierung, bei der durch Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit der Hunte der Phosphoreintrag in den Dümmer reduziert und damit die Gewässergüte von Fluss und See verbessert wird.
Für die Firma Kesseböhmer werden im Ippenburger Flächenpool auf etwa zehn Prozent der Flächen die Maßnahmen umgesetzt. – Ein beträchtlicher Anteil, aber, wie Oliver Kesseböhmer betont, durchaus auch ein Bekenntnis zum Wittlager Land. Tatsächlich hat das Unternehmen von den Anfängen in der Drahtkorbproduktion in den 1950er Jahren bis zu seinen heute internationalen Geschäftsbeziehungen in Lebensmitteleinzelhandel, Ladenbau, Möbel- und Automobilindustrie und mit weltweit derzeit insgesamt 4.000 Beschäftigen und 250 Auszubildenden immer ganz bewusst der Region und ihren Menschen die Treue gehalten.
Die Firma Kesseböhmer ist der erste Planungsträger, der in den Ippenburger Flächenpool „einsteigt“; weitere Anfragen liegen bereits vor, wie Philip von dem Bussche berichtet. Schließlich bietet das Projekt an der Hunte zahlreiche Vorteile: Neben der vom Landkreis genehmigten Realisierung ist dies vor allem die hohe Aufwertungsqualität, die durch die Entwicklung von Fließgewässern nach dem Osnabrücker Kompensationsflächenmodell gegeben ist – zumal bei einem so großen zusammenhängenden Gelände wie an der Hunte bei Schloss Ippenburg.
Bad-Essen/Hannover. Bei den jüngsten Wahlen des Präsidiums wurde Uwe Bühning, Geschäftsführer des Wasserverbandes Wittlage und des Unterhaltungsverbandes Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV70), zum Vizepräsidenten des Wasserverbandstages Bremen/Niedersachsen/Sachsen-Anhalt gewählt.
Der Wasserverbandstag ist der Interessenverband der Wasser-, Boden- und Zweckverbände der ihm angeschlossenen Bundesländer. Er wurde 1949 gegründet und vertritt heute die Interessen seiner rund 1.000 Mitglieder bei der Umsetzung ihrer Aufgaben rund um Gewässerunterhaltung, Gewässerentwicklung und Landschaftspflege, Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung, Hochwasser-, Küsten- und Grundwasserschutz. Er steht dabei in engem Austausch mit den Landesregierungen und den mit wasserwirtschaftlichen und umweltpolitischen Themen befassten Institutionen.
Als Geschäftsführer eines Wasserverbandes und eines Unterhaltungsverbandes kennt Bühning die Belange sowohl der Siedlungswasserwirtschaft wie auch der Gewässerunterhaltung. Eine Besonderheit, die ihn – neben seiner langjährigen Berufserfahrung und ausgeprägten Sachkenntnis – zum geschätzten Ansprechpartner auch und gerade im Hinblick auf veränderte klimatische Bedingungen und die daraus resultierenden Präventionsmaßnahmen und Klimafolgenanpassungen macht.
Uwe Bühning versteht sich dabei als Moderator scheinbar unterschiedlicher Interessen, die aber letztendlich doch ein gemeinsames Ziel haben, nämlich den Schutz unserer Ressourcen zum Erhalt unserer Lebensgrundlage und unseres Wohlstandes.
Bad Essen-Lockhausen. Noch sind die Bagger im Einsatz, doch das neue Landschaftsprofil ist bereits gut erkennbar. Die umfangreiche Renaturierungsmaßnahme an Schloss Ippenburg geht zügig voran.
Dort, wo sich bis vergangenen Sommer die Festivalparkplätze erstreckten, entsteht eine weitläufige Auenlandschaft. Durch Absenkungen und Mäander wird in diesem Bereich der Lauf der Hunte verlängert und damit dem Fluss und seiner Flora und Fauna mehr Raum gegeben.
Die Maßnahme – eine Kooperation von Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“, in seinem Verbandsgebiet verantwortlich für die Entwicklung und Unterhaltung der Hunte, und Philip von dem Bussche als Eigner der Fläche – dient gleichermaßen dem Hochwasser- wie dem Artenschutz.
Schon jetzt lässt sich die räumliche Ausdehnung des Projekts erkennen, das im kommenden Frühjahr baulich abgeschlossen sein wird. Ab dann übernimmt die Natur die Bauleitung!
Bad Essen-Rabber. Neues Terrain hat sich die Hunte schnell (zurück)erobert. Im Bereich Westerbruch hat der Unterhaltungsverband Nr. 70 "Obere Hunte" (UHV 70) eine umfangreiche Renaturierungsmaßnahme erfolgreich umgesetzt. Hier, wo der Fluss bislang stark begradigt war, hat er die von Baggern geschaffenen neuen Verzweigungen und Ausuferungen gut angenommen.
Noch sieht man die neu geschaffenen Kiesbänke und die Befestigungen aus Holzpfählen und Totholz. Doch schon bald werden Pflanzen und Tiere das Areal beleben. Durch die Renaturierung wird sich der Lauf der Hunte um 250 Meter verlängern und eine Aue entstehen. Dies ist Artenschutz für Tier- und Pflanzenwelt und Hochwasserschutz für die Ortschaft.
Bad Essen. Eine beispielhafte Kooperation zwischen Gewässerentwicklung und Landwirtschaft und ein einzigartiges Projekt im Sinne von Nachhaltigkeit und Hochwasserschutz entsteht in der Gemeinde Bad Essen: In Zusammenarbeit von Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) und Schloss Ippenburg werden auf einer Fläche von elf Hektar die begradigte Hunte und die bisherigen Bedarfsparkplätze der Ippenburger Gartenfestivals in eine artenreiche Auenlandschaft mit hohem Naherholungswert verwandelt.
Für Schlossherrin Viktoria von dem Bussche, die mit ihren Festivals und Künstlergärten auf Schloss Ippenburg die Gartenszene in Deutschland stark beeinflusst hat, ist dabei der Aspekt der Umweltbildung bedeutsam: „Möchten wir den Menschen für seine Umwelt einnehmen, müssen wir seine Sinne erreichen – und das geschieht, indem er Natur als attraktiv empfindet“, sagt die Gartenexpertin.
„Mit dieser freiwilligen Maßnahme wollen wir als Privateigentümer – gemeinsam mit dem UHV 70 – einen Beitrag leisten, um der modernen Landwirtschaft und der Ökologie ein konstruktives Nebeneinander in der Kulturlandschaft zu ermöglichen. Wir stellen die Flächen zur Verfügung und werden unserer Pflegeverpflichtung im Sinne des Naturschutzes gerecht“, so Flächeneigentümer und Landwirt Philip von dem Bussche zu der ökologischen Bedeutung des entstehenden Kompensationsflächenpools.
Verbesserung der Gewässergüte
von Hunte und Dümmer
Für den UHV 70 wiederum ist das Projekt die ideale Verknüpfung seiner hoheitlichen Aufgaben des Gewässerschutzes und der Gewässerentwicklung, Letzteres auch und gerade im Hinblick auf die Dümmersanierung und die dazu getroffene Vereinbarung. Darin haben sich die Wittlager Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln verpflichtet, ihre Kompensationsmaßnahmen aus der Bauleitplanung an die Gewässer zu legen. Durch Maßnahmen wie die vorliegende mit der Entwicklung linearer Gehölz- und Saumstrukturen, vor allem aber durch die Renaturierung eines Fließgewässers wird dieser Vereinbarung Rechnung getragen und lassen sich sehr rasch positive Effekte erzielen.
„Das Projekt ist allein schon durch seine räumliche Dimension einzigartig. Im Vergleich zu den uns üblicherweise zur Verfügung stehenden Entwicklungskorridoren können wir hier weitaus umfangreichere Maßnahmen anwenden, um Gewässerabfluss und Nährstoffeintrag zu drosseln und damit die Gewässergüte der Hunte und des Dümmers zu verbessern“, erläutert UHV-Geschäftsführer Uwe Bühning.
Insgesamt wird durch die Maßnahme ein einzigartiger Naturraum geschaffen – ein Biotop für Pflanzen, Fische, Vögel, Amphibien und Insekten, ein Leuchtturmprojekt in Sachen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung.
Rabber. Im Katastrophenfall ist schnelle Hilfe gefragt. Doch auch im Nachgang, bei der Bestandsaufnahme, wird meist Unterstützung benötigt, um den Wiederaufbau sinnvoll zu planen. Amtshilfe in Sachen Gewässerbau leistete der UHV 70 dieser Tage seinen Kollegen an der Wupper.
Die Bilder der Überflutungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren erschütternd und mobilisierten Helfer aus dem ganzen Land. Auch aus unserer Region waren zahlreiche Hilfskräfte von THW, DRK und Freiwilligen Feuerwehren tagelang in den Flutgebieten im Einsatz, um zu retten, zu bergen, zu räumen und zu versorgen.
Doch erst so nach und nach wird das ganze Ausmaß der Zerstörung klar – am Hab und Gut der Anwohner, aber auch an Infrastruktur und Natur. Und sowohl für Entschädigungsleistungen wie auch für den Wiederaufbau müssen diese Schäden dokumentiert werden. Eine Mammutaufgabe, die zeitnah erledigt werden muss und der die Behörden vor Ort alleine kaum nachkommen können.
Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Ober Hunte“ (UHV 70) zögerte daher nicht lange, als ihn die Anfrage der Kollegen vom Wupperverband um Unterstützung bei der Gewässerschau erreichte. Hier galt es, die Zuflüsse der Wupper in Augenschein zu nehmen und die Schäden zu dokumentieren. Eine Aufgabe, bei der der geschulte Blick der Gewässerunterhaltung erforderlich war und die Ralf Effertz vom UHV 70 übernahm.
Vier Tage war Effertz zu Fuß unterwegs an den östlichen Zuflüssen der Wupper zwischen Wipperfürth und Wuppertal, nahm auf 47 Kilometern Länge die Gewässer im Hinblick auf Hochwasserschäden unter die Lupe und dokumentierte beschädigte Brücken, abgestürzte Böschungen, entwurzelte Bäume und freigelegte Versorgungsleitungen. Seine Einschätzung und die seiner Kollegen vom Wupperverband: Auf der östlichen Seite der Wupper sind die Schäden geringer als auf der westlichen, wenn auch die Fotos deutlich zeigen, was die Wucht des Wassers auch hier bewirkt hat.
Dabei geht das Ausmaß der Zerstörung – wie auch an Ahr und Erft – stark mit dem Landschaftsprofil einher und lässt entsprechend auch Rückschlüsse auf eventuelle Risiken für unsere Region zu. Vereinfacht gesagt: Im Flachland kann es natürlich auch zu Überschwemmungen kommen, aber die reißende Kraft des Wassers entwickelt sich vor allem in hügeliger Landschaft mit engen Taleinschnitten. Im Gebiet des UHV 70 trifft letzteres in erster Linie auf den Oberlauf der Hunte und ihrer dortigen Zuflüsse zu.
Rabber. Flüssen und Bächen planvoll und naturnah mehr Raum zu geben, das ist Hochwasser-, aber auch Natur- und Artenschutz, wie ihn der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) bei der Entwicklung seiner Gewässer umsetzt. Neuestes Projekt: die Renaturierung der Hunte bei Rabber.
Auf knapp dreieinhalb Hektar Fläche erhält die Hunte im Bereich Westerbruch bei Rabber neuen Raum. Durch Abgrabungen wird ein Teilabfluss der hier bisher stark begradigten Hunte erzielt, der wiederum durch Verschwenkungen in diesem Areal einen mäandrierenden Neuverlauf annimmt und dadurch den Lauf der Hunte um rund 250 Meter verlängert. Hierdurch kann sich die Fläche als Sekundäraue und damit wichtigem Bestandteil des Gewässersystems entwickeln. Vor allem aber wird durch die Maßnahme der Druck auf die unterhalb liegenden Flächen verringert.
Rabber von Hochwasser besonders betroffen
Beim symbolischen ersten Spatenstich bedankte sich denn auch Ann Bruns, die Ortsbürgermeisterin von Rabber, ausdrücklich für die Umsetzung der Renaturierungsmaßnahme. Wie viele Bürger der Ortschaft, aber auch wie viele Rettungskräfte, kann sie sich nur allzu gut an Starkregenereignisse erinnern, bei denen nicht nur Äcker überflutet waren, sondern wie beim Hochwasser vom August 2010 auch Häuser und Gewerbebetriebe im Westerbruch und an der alten Hauptstraße überschwemmt wurden. Hier soll die Renaturierung Abhilfe schaffen, schließlich werden Hunte und Auen im Planungsbereich nach der Umgestaltung mehr als 30.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen bzw. zurückhalten können.
Auch Bad Essens Bürgermeister Timo Natemeyer hält neben den Anstrengungen zur Eindämmung des Klimawandels jene zur Klimafolgenanpassung für unerlässlich. Er teilt mit UHV-Verbandsvorsteher Hermann Steuwer, UHV-Geschäftsführer Uwe Bühning und UHV-Gewässerkoodinatorin Ingrid Vörckel die Überzeugung, dass weitere Renaturierungsmaßnahmen der Hunte an deren Oberlauf erfolgen müssen, darin bestehe fachlicher Konsens.
Weniger Phosphoreintrag
Dies gilt neben dem Hochwasserschutz auch für den Aspekt des Gewässerschutzes – und wie immer, wenn es um die Obere Hunte geht, kommt der Dümmer ins Spiel. So hat die Maßnahme in Rabber auch eine gewisse Reinigungswirkung für den See, da durch die Verlangsamung ihrer Fließgeschwindigkeit auch weniger Phosphor von der Hunte in den Dümmer eingetragen wird. Es werden somit die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) umgesetzt.
Die Finanzierung der Maßnahme, deren Kosten sich inklusive Grunderwerb auf ca. 850.000 Euro belaufen, erfolgt über den Kompensationspool Dümmer/Obere Hunte. Die Gemeinde Bad Essen beteiligt sich außerdem mit 250.000 Euro an der Schaffung des Retentionsraumes im Sinne des Hochwasserschutzes.
Hunteburg/Schwagstorf. Wie so viele Gewässer wurde auch die Elze im 20. Jahrhundert zu einem Trapezprofil ausgebaut und begradigt – mit negativen Folgen für die Gewässergüte in der Elze selbst, aber damit auch in Hunte und Dümmer. In einer umfassenden Renaturierungsmaßnahme im Rahmen der Dümmersanierung gibt der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) dem Flüsschen Auen und Mäander zurück.
Seit ihrer Begradigung im Rahmen der Melioration weist die Elze, also der Unterlauf des Venner Mühlbachs bis zur Mündung in die Hunte, einen gleichförmig gestreckten bis geraden Verlauf auf, weitgehend ohne Eigendynamik. Es ist Anliegen und Auftrag des UHV 70, die Ökologie des Gewässers zu verbessern, weshalb der Verband Flächen entlang der Elze im Mündungsbereich des Venner Moorkanals erwarb, um hier umfassende Ausgleichs- und Renaturierungsmaßnahmen zu verwirklichen.
In diesen Bereichen wurden die angrenzenden Flächen bis dato landwirtschaftlich als Grün- bzw. Ackkerland genutzt. Aufgrund des Ausbaugrades, der gänzlich fehlenden Ufergehölze, der daraus resultierenden starken Verkrautung und des geringen Gefälles muss die Elze derzeit zweimal jährlich unterhalten werden.
Die Maßnahmen des UHV 70 erfolgen auf drei Abschnitten. Im Abschnitt unmittelbar gegenüber der Mündung des Venner Moorkanals erfolgt eine Abgrabung, welche ein naturgemäßes Ausufern der Elze ermöglicht. Dadurch wird der Druck auf unterhalb der Maßnahme liegende Flächen verringert. Die Elze wird in diesem Abschnitt verlegt, wodurch sich beiderseits ihrer dabei entstehenden Mäander eine Sekundäraue entwickeln kann. Eine Verfüllung des bestehenden (Trapez-)Profils in diesem Abschnitt ist nicht vorgesehen, sodass bei höheren Wasserständen das Wasser weiterhin hierüber ablaufen kann. Umgekehrt wird durch den Einbau von Buhnen die Fließgeschwindigkeit auch bei niedrigen Wasserständen sichergestellt.
In einem weiteren Abschnitt, der sich unmittelbar flussaufwärts anschließt, stehen für die Renaturierung 7,5 m breite Gewässerrandstreifen zur Verfügung, daher ist hier nur eine wechselseitige Aufweitung in Form von Sekundärauen als Retentions- und Lebensraum geschaffen werden. In beiden Abschnitten soll der Einbau von Totholz, Steinen und Kies eine Bio- und Substratdiversität erzielen.
In einem dritten Abschnitt soll auf einer kleineren Grünlandfläche oberhalb des Beginns der Elze-Neuverlegung (Abschnitt 1) ein Stillgewässer entstehen. Für eine Sekundäraue ist die Fläche zu klein, aber eine Mulde kann hier bei höheren Wasserständen der Elze überströmt werden und ein Feuchtbiotop entstehen lassen.
„Sämtliche der geschilderten Maßnahmen dienen zur Verbesserung der Wasserrückhaltung und der Ökologie der Elze, stehen damit aber auch und gerade im Zusammenhang mit der Dümmersanierung“, sagt UHV-Gewässerkoordinatorin Ingrid Vörckel. Hintergrund: Wie Untersuchungen des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) ergeben haben, liegen die genannten Flächen überwiegend im abschwemmungsgefährdeten Bereich. Von ihnen kann also abgeschwemmter Phosphor über Elze und Hunte in den Dümmer gelangen, was dort immer wieder zu Blaualgenblüte und Fischsterben führt.
Altkreis Wittlage/Belm/Bissendorf. Starkregenereignisse kommen immer wieder vor. Allerdings ereignen sich solche Wetterlagen inzwischen spürbar häufiger, in größerem Ausmaß und nicht selten auch in Gebieten, die üblicherweise nicht von Hochwasser betroffen sind. Besteht auch in unserer Region ein solches Risiko? Dazu äußern sich Uwe Bühning, Geschäftsführer von Wasserverband Wittlage und Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70), und UHV70-Verbandsvorsteher Hermann Steuwer.
Herr Bühning, wie schätzen Sie die Risiken für Hochwasser und Überschwemmungen in unserer Region, konkret im Versorgungsgebiet des Wasserverbandes Wittlage bzw. im Zuständigkeitsbereich des UHV 70, ein?
Bühning: Zunächst einmal haben wir hier natürlich einen topographischen Vorteil im Vergleich zu den aktuell betroffenen Regionen: Nur geringe Teile unseres Versorgungsgebietes sind so beschaffen, dass der Durchfluss der Gewässer bei Starkregen eingeschränkt sein könnte, d. h. unsere Flüsse und Bäche durchfließen keine engen Täler, in denen sie sich aufstauen könnten.
Allerdings zeigen sich auch bei uns Veränderungen des Klimas: Wetterlagen, die über längere Zeit konstant bleiben, also entweder konstante Trockenheit oder konstanten Regen, verzeichnen wir häufiger als früher. Dem müssen wir Rechnung tragen.
Welche Maßnahmen ergreift der Wasserverband Wittlage zur Prävention von Hochwasser?
Bühning: Starkregenereignisse können zu einer hydraulischen Überlastung im öffentlichen Kanal führen. Das Regenwasser kann dann nicht mehr ablaufen, so kann Wasser aus dem Kanalnetz in die privaten Hausleitungen hineindrücken und, umgekehrt, Abwasser aus den Häusern nicht mehr in den Kanal fließen. Unser Kanalnetz für Niederschlagswasser ist so ausgelegt, dass es die Regenmengen eines Starkregenereignisses fassen kann, allerdings nicht extreme Niederschläge, wie sie sich jetzt in den betroffenen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ereignet haben. Deshalb appellieren wir grundsätzlich an die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung, vorbeugenden Hochwasserschutz bei zukünftigen Bauleitplanungen stärker zu berücksichtigen. Dies ist aus unserer Sicht unverzichtbar im Sinne der Klimafolgenanpassung. Auch Grundstückseigentümer möchten wir aufrufen, die Oberflächenversiegelung möglichst gering zu halten, damit auch Wasser im Boden versickern kann und nicht das gesamte Niederschlagswasser über die Kanalisation abgeleitet werden muss – dies schützt nicht nur vor Rückstau bei Hochwasser, sondern hat auch positive Effekte im Hinblick auf die Grundwasserneubildung.
Während der Wasserverband sich um die Abwasserentsorgung sowie um die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser aus Brunnen, also aus dem Grundwasser, kümmert, ist der UHV70 mit allen Fragen rund um unsere Oberflächengewässer befasst. Was unternimmt der Unterhaltungsverband zum Hochwasserschutz?
Bühning: In der „Verordnung über die Gewässer und Gewässerabschnitte, bei denen durch Hochwasser nicht nur geringfügige Schäden entstanden oder zu erwarten sind“ des Landes Niedersachsen sind auch Bornbach, Elze, Hunte und Lecker Mühlbach aufgeführt. Hier hat aber der UHV 70 in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen zu deren Renaturierung ergriffen und weitere sind in Arbeit bzw. Planung. Dadurch wurde und wird die Rückhaltekapazität dieser Gewässer erhöht und deren Fließgeschwindigkeit und der damit verbundene Druck bei Hochwasser gesenkt.
Steuwer: Darüber hinaus möchte auch ich an die Kommunen appellieren, bei der Bauleitplanung mehr an den Hochwasserschutz zu denken. Generell wird zu viel versiegelt und gleichzeitig zu wenig Retentionsraum zum Ausgleich dieser Versiegelungen geschaffen. Außerdem wurden bei der Ausweisung und Erschließung von Baugebieten in der Vergangenheit auch in unserer Region Fehler gemacht, etwa indem eine ausgedehnte Bebauung in Überschwemmungsgebieten ermöglicht wurde oder die Grundstücke zu nahe an die Gewässer heranreichen, sodass wir im Ernstfall kaum unserer Unterhaltungspflicht nachkommen können.
Wir als Unterhaltungsverband haben unsere Hausaufgaben gemacht, aber unsere Mahnungen wurden in den Entscheidungsprozessen allzu oft übergangen. Zum Schutze der Öffentlichkeit muss aber in dieser Hinsicht dringendst ein Umdenken stattfinden, denn schon bald könnte auch unsere Region von Starkregenereignissen mit bis zu 300 Litern und mehr pro Quadratmeter betroffen sein, wie es jetzt in den Hochwassergebieten der Fall war. Ich erinnere daran, dass wir 2010 Regenmengen von 160 Litern pro Quadratmeter verzeichneten und dies schon mit extremen Auswirkungen verbunden war. Nur allzu schnell werden diese Ereignisse vergessen.
Zu welchen Vorsorgemaßnahmen raten Sie den Bürgerinnen und Bürgern?
Bühning: Vorsorge muss generell öffentlich und privat getroffen werden und wir als Wasserverband bzw. Unterhaltungsverband leisten unseren Beitrag im Sinne von Versorgungsicherheit und Bevölkerungsschutz. Dennoch gilt es, im Vorfeld bzw. im Falle eines Falles einige Dinge zu beherzigen.
So dürfen Regenrinnen und Fallrohre nicht verstopft sein und sollten deshalb regelmäßig kontrolliert werden. Besonders Lichtschächte vor Kellerfenstern, ebenerdige Türen und Kellerabgänge sind von oberflächlich abfließendem Wasser gefährdet. Deshalb müssen auch Gullis vor Kellereingängen immer durchlässig sein. Oft sammeln sich in deren Innerem unbemerkt Schmutz und Laubreste an. Regenwasser kann aber auch durch Rückstau aus dem öffentlichen Kanalnetz über die Hausanschlussleitungen in Kellerräume eindringen. Hier haben sich Rückstausicherungen als sehr nützlich erwiesen; sie sollten aber regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft werden. Laufen dennoch einmal erhebliche Mengen Wasser in den Keller, sollte die Feuerwehr informiert und der Keller keinesfalls betreten werden, da möglicherweise ein tödlicher Stromschlag aufgrund dort häufig auf Putz verlegter Leitungen eintreten kann.
Bad Essen-Rabber. Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ ist Partner eines internationalen Forschungsprojektes, das den Einfluss des Menschen auf die Biodiversität von Gewässern untersucht, um daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Der Lac St. Charles bei Québec in Kanada, der Ringsjön-See in Südschweden und der Dümmer – drei Seen mit hohem ökologischem Handlungsbedarf. Sie sind die „Probanden“ von Limnoscenes, einem gemeinsamen Forschungsprojekt von Leibniz-Institut, Stockholm Resilience Centre und der Universitäten Lund (Schweden), Québec (Kanada) und Osnabrück. Das Projekt ist nicht nur international, sondern auch interdisziplinär angelegt und geht somit die Problemstellungen der Gewässer sehr differenziert an. Es holt dazu die Expertise regionaler Akteure ein und lässt diese über Workshops Szenarien zum Erhalt des Ökosystems „See“ entwickeln.
Gewässergüte und Naherholung
Alle drei Seen sind in ihrem ökologischen Gleichgewicht bereits geschädigt – zwar aus unterschiedlichen Gründen, jedoch immer nutzungsbedingt, sprich: menschengemacht. Während der kanadische St. Charles-See vor allem unter Altlasten und einer starken Verstädterung verbunden mit zwei Kläranlagen leidet, sind es beim schwedischen Ringsjön See und beim Dümmer eher die Belastungen durch die Landwirtschaft. Gleichwohl ist allen drei Gewässern der hohe Eintrag von Stickstoff bzw. Phosphor gemeinsam – mit all seinen negativen Begleiterscheinungen wie Artensterben und Algenblüte.
Dr. Laura Herzog, die das Projekt am Institut für Umweltforschung der Universität Osnabrück betreut, erklärt, warum die Auswahl auf drei doch recht unterschiedliche Gewässer fiel: „Alle drei Seen sind stark von Tourismus und Naherholung geprägt. Dadurch ist bei allen dreien eine besondere Identifikation der Bevölkerung und damit auch eine besondere Wahrnehmung gegeben.“ Gleichwohl sei die Nutzung in ihrem weiteren Einzugsgebiet bei allen drei Seen unterschiedlich. Das sei Teil des Konzepts, denn so könne untersucht werden, ob sowohl diese verschiedenen Nutzungen wie auch die entsprechenden Gegenmaßnahmen zu vergleichbaren Ergebnissen führen.
Zusammenarbeit von Wissenschaft und Region
Um umsetzbare Zukunftsstrategien zu entwickeln, arbeiten die Forschungseinrichtungen eng mit den jeweiligen Akteuren vor Ort zusammen, so auch mit dem Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV), der über den Dümmer-Beirat und die Gewässerschutzkooperation Dümmer/Obere Hunte maßgeblich am Projekt Dümmersanierung beteiligt ist. „Limnoscenes bringt Experten und Entscheidungsträger der verschiedenen Kommunen und Verbände und mit ihren unterschiedlichen Kenntnissen und Interessen an einen Tisch. Durch das Workshop-Format lassen sich gemeinsame Ziele und Schritte auf dem Weg dorthin formulieren“, lobt Ingrid Vörckel, Gewässerkoordinatorin beim UHV, das Projekt.
„Auf die Ergebnisse und Empfehlungen, die die Geographen, Ökologen, Sozialwissenschaftler und Biologen vorlegen, darf man gespannt sein“, so UHV-Geschäftsführer Uwe Bühning. Das Projekt ist zunächst bis Frühjahr 2022 angelegt, könnte jedoch aufgrund der Einschränkungen, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat, um ein Jahr verlängert werden.
Bad Essen-Lockhausen. Wer sich dieser Tage von Norden kommend Schloss Ippenburg nähert, mag sich wundern: Schweres Gerät ist dort im Einsatz, wo sich bis dato die Parkfläche für die Festivalbesucher erstreckte. Was hat es damit auf sich?
Nun, wer befürchtet, dass in dieser Kulturlandschaft eine Straße oder gar ein Gewerbegebiet erschlossen wird, ist auf dem Holzweg. Hier, am Holzhof, findet das Gegenteil statt – hier werden große Flächen der Natur zurückgegeben, denn hier vollzieht der Eigentümer Philip von dem Bussche in Zusammenarbeit mit dem Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV) eine der größten Renaturierungsmaßnahmen unserer Region.
Rund 11 Hektar umfasst das überplante Gelände. Es wird von der Hunte durchflossen, die hier, wie in weiten Teilen ihres Verlaufs, begradigt ist. Da derart ausgebaute Gewässer sich sowohl in Hinblick auf den Hochwasserschutz wie auch auf die Ökologie – an der Hunte insbesondere in Bezug auf Phosphoreinträge in den Dümmer – als problematisch erweisen, hat der UHV bereits mehrere Renaturierungs- und Revitalisierungsmaßnahmen entlang des Flusses umgesetzt. Das Projekt an der Ippenburg ist dabei herausragend, da die Flächenverfügbarkeit und damit die nachhaltige Wirkung hier deutlich größer sind. Die Planung kann daher sogar eine Verlegung des Flusslaufs vorsehen, die den natürlichen Eigenschaften eines Gewässers entspricht – mit großzügigen Auenbereichen.
„Es handelt sich um eine privat getragene Maßnahme, die wir in Kooperation mit dem UHV umsetzen“, erklärt Philip Freiherr von dem Bussche und skizziert die positiven Auswirkungen des Vorhabens angesichts von Hochwasserschutz, Klimawandel und Artensterben, die insofern genau „dem entsprechen, was die Gesellschaft neben der Nahrungserzeugung von moderner, nachhaltiger Landwirtschaft erwartet. Damit wird in der Landschaft ein Ausgleich für den urbanen Flächenverzehr geschaffen.“
„Wir begrüßen das Vorhaben ausdrücklich, stellt es doch einen wichtigen Meilenstein in Sachen Gewässerschutz und Dümmersanierung dar“, betont UHV-Geschäftsführer Uwe Bühning.
Im ersten Schritt wird derzeit der Splitt abgefahren, mit dem die Fahrwege auf den Parkflächen befestigt waren. Nach erfolgter wasserbehördlicher Genehmigung durch den Landkreis Osnabrück werden in weiteren Schritten umfangreiche Erdarbeiten und gewässerbauliche Maßnahmen erfolgen, die der Hunte ihren ursprünglichen mäandrierenden Verlauf zurückgeben. Es werden natürliche Uferbereiche mit Totholz, Kies und heimischen Gehölzen angelegt sowie im weiteren Bereich Hecken und Wiesen, auf denen zukünftig ganzjährig Galloway- oder Schottische Hochlandrinder weiden sollen. Um die Gesamtfläche soll ein Spazierweg führen.
Eine Kompensationsfläche wie aus dem Bilderbuch also und eine Win-Win-Situation – für die Beteiligten, für die Naherholung und in erster Linie für die Hunte und den Artenschutz.
Bad Essen-Rabber. Naherholungs- und Feriengebiet, Naturpark mit artenreicher Tier- und Pflanzenwelt sowie schützenswerten Naturräumen, aber auch eine stark landwirtschaftlich geprägte Region – all das ist der Dümmer See. Vielerlei Interessen sind dort miteinander zu vereinbaren, über allem aber steht die Verbesserung und Sicherstellung seiner Wasserqualität.
Zum Schutz der Ökologie der Dümmerregion wurde 2013 der Rahmenentwurf zur Dümmersanierung von der Landesregierung beschlossen. Da in dessen Umsetzung auch die Landwirte der Region stark eingebunden sind, wurde mit ihnen, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), dem Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), dem Osnabrücker Landvolk, dem Landkreis Osnabrück und dem Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70) die Gewässerschutzkooperation Dümmer/Obere Hunte gegründet. 10 Kooperationsteilnehmer vertreten dabei die Landwirte der Dümmerregion. Heute nehmen rund 120 Betriebe die Beratung durch die Bezirksstelle Osnabrück der LWK bei der Umsetzung freiwilliger Gewässerschutzmaßnahmen (FV) in Anspruch.
Dabei steht die gewässerschonende Anwendung von Wirtschaftsdünger und die Herstellung von Gewässerrand- sowie Erosionsschutzstreifen im Vordergrund der Bemühungen. Gerade der Faktor Erosion spielt beim Eintrag von Phosphor in Gewässer eine große Rolle. Der Erosionsschutz soll daher auch bei der Art der Bodenbearbeitung berücksichtigt und nach Auffassung der Landwirte stärker gefördert werden. Auch wurde in der jüngsten Sitzung der Kooperation vorgeschlagen, die Gülleseparation zur Phosphor-Reduzierung zu fördern. Entsprechend neuer Erkenntnisse und Entwicklungen plant die Kooperation, dem Niedersächsischen Umweltministerium einen neuen Grundlagenkatalog vorzulegen.
Denn für die Umsetzung der Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässergüte werden die Landwirte im Rahmen der Gewässerschutzkooperation vom Landesumweltministerium anhand dieses Katalogs gefördert. In den Jahren 2017 und 2018 stellte das Ministerium hierfür jeweils 150.000 Euro zur Verfügung, seit 2019 waren es jährlich 250.000 Euro, ab 2022 liegt noch keine Förderzusage vor; allerdings sind die die landwirtschaftlichen Gremien mit dem Ministerium diesbzgl. im Gespräch, um die weitere Förderung sicherzustellen – nicht zuletzt unterstützt vom Unterhaltungsverband Obere Hunte.
Ihm obliegen satzungsgemäß unter anderem die Landschaftspflege, der Schutz des Naturhaushaltes und die Unterhaltung der Gewässer im Einzugsgebiet des UHV70 bis einschließlich Bornbach (alt). Er ist damit ein wichtiger Partner in der Gewässerschutzkooperation. Im Dialog mit Landwirtschaft und Naturschutz setzt er in seinem Verbandsgebiet nachhaltige gewässerbauliche Maßnahmen um. Dazu zählen neben der Schaffung von Gewässerrandstreifen auch Renaturierungsmaßnahmen, wie sie etwa am Wimmerbach und an der Hunte nördlich Bohmte erfolgt sind. Außerdem ist der UHV 70 Partner der Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln, die sich 2013 verpflichtet haben, ihre Kompensationsmaßnahmen aus der Bauleitplanung an die Gewässer zu legen. Damit kommen diese Maßnahmen mittelbar und unmittelbar der Dümmersanierung zugute.
Seit seiner Eindeichung in den 1950er Jahren hat sich der Dümmer See immer mehr zum touristischen Anziehungspunkt mit großem Einzugsgebiet entwickelt. Doch schon seit langem beeinträchtigt die Blaualgenblüte in trauriger Regelmäßigkeit das Freizeitvergnügen. Und nicht nur das: Beim Absterben der Algen kommt es zu erhöhtem Verbrauch von Sauerstoff, der wiederum anderen Seebewohnern fehlt. Fischsterben ist die Folge.
Immer längere, heißere und niederschlagsärmere Sommer tun ein Übriges, um durch starke Verdunstung und geringe Sauerstoffzufuhr die Wasserqualität des Dümmers zu beeinträchtigen. Schließlich misst der See bei einer Fläche von rund 13 Quadratkilometern an seiner tiefsten Stelle nicht einmal anderthalb Meter. Während die Wasserverweildauer, also der Zeitraum, in dem das Wasser einmal komplett ausgetauscht wird, beim Dümmer im Winter bei 45 Tagen liegt, sind es im Sommer rund 85 Tage. Anhand dieser Eckdaten wird deutlich, wie sensibel das ökologische Gleichgewicht des Gewässers und seiner Umgebung ist.
Hervorgerufen wird das Phänomen der Blaualgenblüte durch zu hohe Phosphorgehalte in dem flachen Gewässer. Grundsätzlich und nachhaltig ist das Problem somit nur über eine Reduzierung der Phosphoreinträge in den Dümmer zu lösen. Nur dadurch lassen sich langanhaltende Blaualgenmassenentwicklungen und das damit einhergehende Fischsterben bekämpfen
Der im Rahmenentwurf angestrebte Zielwert wurde daher bei maximal 3,8 Tonnen Phosphor pro Jahr festgeschrieben. Dabei soll durch Maßnahmen in der Landwirtschaft der Eintrag mittelfristig um 30 Prozent reduziert werden. Ein Auftrag, dem die Landwirte mit großem Engagement nachkommen: Die freiwilligen Gewässerschutzmaßnahmen wurden umgesetzt, die Mittel zu deren Förderung volllumfänglich abgerufen. Doch starke Niederschläge im Spätwinter führen immer wieder zu verstärktem Phosphor-Eintrag von den umliegenden Flächen, wie auch von den Flächen am Dümmer-Zufluss, der Hunte. So kam es beispielsweise 2020 durch eine anhaltende Regeperiode im Februar wiederum zum Anstieg des Phosphorgehaltes: Insgesamt lag der Phosphoreintrag im vergangenen Jahr bei 15 Tonnen.
Die Maßnahme „Renaturierung des Wimmerbachs und Herstellung von Retentionsflächen“ ist in der engeren Auswahl von „Bach im Fluss – Der Niedersächsische Gewässerwettbewerb 2020“. Am Mittwoch, 16. September, hat eine siebenköpfige Expertenjury das Projekt des Unterhaltungsverbandes (UHV) Nr. 70 „Obere Hunte“ im Bad Essener Ortsteil Lockhausen bereist.
Elf nominierte Projekte
„Das Projekt war eine der ersten Renaturierungsmaßnahmen des Unterhaltungsverbandes“, sagte Herman Steuwer, Verbandsvorsteher des UHV Nr. 70, bei der Begrüßung der Jury, die elf Projekte in ganz Niedersachsen begutachtet. Sie sind für die Niedersächsische Bachperle nominiert, die der Niedersächsische Umweltminister Olaf Lies in den Kategorien „Hauptamt“ und „Ehrenamt“ im November in Hannover überreicht. Das Projekt am Wimmerbach fällt in die Kategorie „Hauptamt“, da der UHV Nr. 70 mit Ingrid Vörckel seit 2015 eine Gewässerkoordinatorin beschäftigt.
Die Renaturierung des 700 Meter langen Abschnitts am Wimmerbach diene auch der Reduzierung der Nährstofffracht in den immer wieder von Blaualgen geplagten Dümmer Sees, erklärte Hermann Steuwer. Auch Uwe Bühning, Geschäftsführer des UHV Nr. 70, betonte, dass das Projekt „mit Blick auf die Dümmersanierung“ durchgeführt worden sei. Er verwies zudem darauf, dass die Bereitschaft, Flächen als Randstreifen für Revitalisierungen von Abschnitten der Gewässer II. und III. Ordnung bereitzustellen, immer größer werde. „Das Bewusstsein in der Bevölkerung hat sich geändert“, so Bühning.
In 1960er-Jahren begradigt
Ingrid Vörckel präsentierte der Jury das Projekt und seine positiven Auswirkungen auf Flora und Fauna. So wachsen etwa viele Erlen an dem umgestalteten Abschnitt. „Dabei haben wir gar keine Erlen gepflanzt. Sie haben sich praktisch selbst gepflanzt“, sagte Vörckel.
Auf Fotos zeigte sie den gerade verlaufenden Wimmerbach, wie er im umgestalteten Abschnitt vorher aussah. Das Gewässer wurde in den 1960er-Jahren in seinem gesamten Verlauf begradigt und mit einem durchgängigen Trapzeprofil ausgestattet. Zusätzlich wurden im Einzugsgebiet zahlreiche kleine Gräben geschaffen, um die Flächen ackerbaulich nutzen zu können.
Die EG-WRRL (Wasserrahmenrichtlinie) bescheinigt dem Wimmerbach ein schlechtes ökologisches Potential. Das Gewässer II. Ordnung, das ca. 17 Prozent der gesamten Wassermenge des Dümmer Sees liefert, leidet an einer zu hohen Nährstoffzufuhr. 2016 wurde die ausgerechnete Zielfracht von Phosphor in den Dümmer um 200 Prozent überschritten (2,1 statt 0,67 Tonnen/Jahr).
Bereits im Rahmen der Flurbereinigung Harpenfeld konnten in den 1980er-Jahren auf einer Strecke von rund 1.100 Metern Randstreifen mit einer Breite von 12,5 Metern gesichert werden. So konnten Bermen und Gehölzpflanzungen angelegt werden. Der Wimmerbach behielt jedoch seine monotone und breite Gewässersohle, was insbesondere bei Niedrigwasser im Sommer zu Algenbildungen führte.
Renaturierung 2017
Zwischen Februar und April 2017 revitalisierte der UHV den Abschnitt des Wimmerbachs nördlich der Ippenburg und schuf dort ein Retentionsvolumen (Überflutungsflächen). Um beidseitig Sekundärauen entstehen zu lassen, wurden mehrere tausend Kubikmeter Erde abgefahren. Gleichzeitig wurde eine schmale Niedrigwasserinne ausgebildet. Der Ausbau erfolgte durch den Einbau von Steinen, da ein Einbau von Faschinen (Reisig- bzw. Rutenbündel) aufgrund der Bodenverhältnisse (Treibsandvorkommen) nicht möglich war. Die Ausläufe der Dränagen wurden vom Wimmerbach in die neu entstandenen Sekundärauen verlegt, um den direkten Nährstoffeintrag zu reduzieren. Gleiches gilt auch für den Eintrag über Abschwemmung. Zur Erhöhung der Strukturvielfalt im Gewässer wurden Totholzeinbauten ergänzt. Die Gewässerunterhaltung erfolgt seitdem nur noch beobachtend.
Positiver Effekt für Dümmersanierung
Der wichtigste Effekt der Renaturierung ist die Reduzierung der Nährstoffzufuhr in den Dümmer und damit der Beitrag zur Dümmersanierung. Ein Studierender der Leibniz Universität Hannover untersuchte die Wimmerbach-Maßnahme im Jahr 2018 für seine Masterarbeit. Das Ergebnis zeigte, dass die beidseitigen Sekundärauen und der kleinräumig verlegte bzw. verengte Verlauf des Fließgewässers die Nährstoffe wie insbesondere Phosphor zurückhält.
Die Neugestaltung des Gewässers schafft darüber hinaus Lebensräume für Tiere und Pflanzen, was den Forderungen der EG-WRRL (Wasserrahmenrichtlinie) entspricht. Außerdem wurde mit den Retentionsflächen Hochwasserschutz geschaffen.
Die Renaturierung ist die erste umgesetzte Maßnahme im Rahmen der Dümmervereinbarung. Darin haben sich drei Gemeinden im Einzugsgebiet des Dümmer Sees (Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln) verpflichtet, ihre Kompensationsmaßnahmen aus der Bauleitplanung an die Gewässer zu legen. Die Vereinbarung wurde zudem vom UHV und vom Landkreis Osnabrück unterschrieben. Weitere finanzielle Mittel stammen aus der Beteiligung der Windparks Ippenburg und Osterwiehe, für die Ersatzretentionsräume geschaffen werden mussten.
Der Gewässerwettbewerb „Bach im Fluss“ findet 2020 zum sechsten Mal statt. Träger sind das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz sowie die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände Niedersachsens. Die Gewinner*innen des Wettbewerbs werden bei der Preisverleihung November in Hannover ausgezeichnet.
Erfahren Sie hier, was das "Wittlager Kreisblatt" über das Thema schreibt.
An den 26. und 27. August 2010 können sich viele Einwohner in unserem Verbandsgebiet sehr gut erinnern. Denn das Tief „Cathleen“ sorgte für einen noch nie dagewesenen Starkregen, der das Fassungsvermögen von Gewässern und Abwasserrohren überreizte. Die Wassermassen drangen in Keller und Erdgeschosse und überfluteten Straßen. Das bedeutete für die Einwohner in den vom Hochwasser betroffenen Ortsteilen Stress und einen hohen materiellen Schaden. In Wehrendorf drohte zudem der Damm des Regenrückhaltebeckens zu brechen, weshalb die Anwohner vorsorglich evakuiert werden mussten.
Mitarbeiter des Wasserverbands Wittlage und des Unterhaltungsverbands Nr. 70 „Obere Hunte“ waren damals wegen des Hochwassers die ganze Nacht über im Einsatz. So holte der UHV Treibsel aus den Gewässern, die das Weiterfließen des Wassers etwa an Kulturstauanlagen verhinderten. Zudem gerieten Schutt und Schrott aus den Gewässern auf die Straßen und mussten weggeräumt werden. Auch in den Klärwerken arbeiteten die Mitarbeiter rund um die Uhr auf Hochtouren. Dort kam mehr Wasser an als die Pumpwerke aufnehmen konnten. Auch die Regenrückhaltenbecken konnten die großen Mengen an Niederschlag kaum noch aufnehmen.
Extreme Wetterereignisse nehmen in den letzten Jahren stetig zu. Während 2017 und in den Jahren davor vor allem Starkregenereignisse mit erheblichen Auswirkungen zu verzeichnen waren, folgten 2018, 2019 und auch 2020 Trockenjahre. Die Klimaforschung prognostiziert aufgrund der Klimaveränderung eine Zunahme solch extremer Wetterereignisse. Regionale klimatische Veränderungen werden somit wahrscheinlicher, darunter Hitzeextreme und lange Trockenheit sowie die Zunahme der Häufigkeit, Intensität und/oder Menge an Starkniederschlägen. Laut einer Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) erwartet die Mehrzahl der kommunalen Abwasserentsorger eine zunehmende Belastung bis potentielle Überforderung ihrer Entwässerungssysteme infolge der Klimaänderung.
Der UHV wirkt den Folgen von Starkregenereignissen entgegen, indem er Renaturierungsmaßnahmen an den Gewässern in seinem Verbandsgebiet realisiert und breitere Uferrandstreifen anlegt, die das Hochwasser zurückhalten. Das trägt gleichzeitig zum Naturschutz und zur Dümmersanierung bei.
Das ist Rekord: Vier Auszubildende starten beim Wasserverband Wittlage und Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV) in ihr Berufsleben. So viele waren es noch nie. Neu ist zudem, dass auch der UHV zum Ausbilder wird.
Die vier jungen Herren unterstützen die Verbände künftig dabei, dass sowohl Wasser als auch Maschinen reibungslos laufen. Til Eickhorst strebt beim Wasserverband den Abschluss zur Fachkraft für Wasserversorgungstechnik an. Sein Arbeitsfeld sind Brunnen, Wasserwerke, Druckerhöhungsstationen, Grundwassermessstellen und Rohrleitungen, also die Anlagen, durch die qualitativ hochwertiges Trinkwasser in die Haushalte fließt.
Für die Säuberung des Wassers ist Lennart Fietz zuständig, der sich für die Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik entschieden hat. Damit gehört er zu den Mitarbeitern des Wasserverbands, die die Abläufe in den Entwässerungsanlagen überwachen, steuern und dokumentieren.
Der Auszubildende Niklas Prokott schließt als Tiefbaufacharbeiter mit dem Schwerpunkt Rohrleitungsbau beim WV Wittlage Trinkwasserleitungen an Haushalte an und sorgt bei Kanalbauarbeiten für dichte Abwasserrohre. Zudem erneuert er Fußwege und Straßen. Denn der Baubetriebshof übernimmt für die fünf Mitgliedsgemeinden Bad Essen, Bohmte, Ostercappeln, Belm und Bissendorf unter anderem die Erstellung, Unterhaltung und Erhaltung gemeindlicher Anlagen.
Erster Auszubildender beim UHV
Bendix Hörsemann ist der erste Auszubildende in der fast 60-jährigen Geschichte des UHV. Als Land- und Baumaschinenmechatroniker widmet er sich mit seinen Kollegen in der Werkstatt des Verbands in Rabber der Wartung, Reparatur und Pflege des gesamten Fuhrparks.
Die Auszubildenden freuen sich darauf, ihr Handwerk von der Pike auf zu lernen. So auch Niklas Prokott, für den die zweite Ausbildung beim Wasserverband beginnt. Begonnen hat er vor drei Jahren als Fachkraft für Wasserversorgungstechnik, dann aber gemerkt, dass „mir der Tiefbau besser liegt“.
Menschlichkeit zählt
Für eine Anstellung zähle, dass jemand menschlich und kollegial überzeuge, sagt Wilhelm Tiemeyer, der als Ausbilder sowohl für den angehenden Tiefbaufacharbeiter als auch für den zukünftigen Wasserversorgungstechniker zuständig ist. Und was erwarten die Ausbilder von ihren neuen Kollegen? „Dass sie sich gut integrieren, pünktlich sind und Interesse an ihrer Arbeit haben“, so Tiemeyer, der selbst seit 25 Jahren beim WV Wittlage arbeitet. Außerdem sei Sauberkeit wichtig. „Das ist gerade beim Wasser wichtig, unserem Lebensmittel Nummer 1“, betont Tiemeyer.
Weitere Ausbilder sind Thorsten Schreck (Fachkraft für Abwassertechnik) und Hermann Schröder (Land- und Baumaschinenmechatroniker). Bendix Hörsemanns Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Die anderen Lehrlinge machen in drei Jahren ihren Abschluss.
Interesse an einem Job, einer Ausbildung oder einem Praktikum bei uns? Mehr Infos gibt es unter dem Menüpunkt "Karriere" auf der Seite des Wasserverbands Wittlage.
Der Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV) hat ein 130 Meter langes Teilstück des Neuen Oberen Kanal renaturiert. Das ist nicht nur gut für den Naturschutz, sondern auch für den Dümmer, in den das revitalisierte Gewässer über den Wimmerbach und die Hunte fließt.
(Gelangen Sie hier zur Renaturierungsmaßnahme Neuer Oberer Kanal)
Das Ergebnis lässt den noch bis vor Kurzem schnurgerade verlaufenden Kanals nördlich von Brockhausen ganz anders aussehen: Neben dem abgeflachten Ufer locken blühende und duftende Blumen die Bienen an. Der Übergangsbereich zwischen Land und Wasser wurde vergrößert, so dass ein drei Meter breiter Randstreifen zwischen dem Neuen Oberen Kanal und dem angrenzenden Acker entstanden ist. Insgesamt nehmen Gewässer, Ufer und Randstreifen eine Breite von zehn Metern ein.
Mehr Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Gewässerkoordinatorin Ingrid Vörckel ist beim UHV für die Revitalisierung von Gewässern zuständig. Sie sorgt dafür, dass gerade Ufer wieder „krumm und schief“ werden, wie sie es ausdrückt. Im Fall des Neuen Oberen Kanals sind die Mitarbeiter des UHV mit Baggern angerückt und haben das Ufer vergrößert und abgeflacht. Das wirkt Überflutungen bei Starkregenfällen entgegen, da das Wasser mehr Retentionsfläche zur Verfügung hat.
„Durch den größeren Übergangsbereich zwischen dem aquatischen und terrestrischen Bereich eignet sich das neu gestaltete Gewässer als Lebensraum für mehr Pflanzen- und Tierarten“, sagt Ingrid Vörckel. Der vergrößerte Randbereich reduziert zudem die Nährstoffeinträge der nahe gelegenen Ackerflächen, die als stark abschwemmungsgefährdet gilt. Das wiederum dient der Dümmersanierung. Denn in ihrem Zuge ist insbesondere der Eintrag von Phosphor in allen Gewässern des Einzugsgebietes des Sees zu reduzieren.
Nutzen für Dümmer ist erwiesen
Finanziert wurden der Flächenerwerb und die Umsetzung der Maßnahme über den Kompensationspool Dümmer/Obere Hunte, der vom UHV verwaltet wird. „Dadurch können die Gewässerentwicklungsmaßnahmen durch der Kompensationsbedarf der Gemeinden im Wittlager Land, die beispielsweise durch die Ausweisung von Baugebieten entstehen, bedient werden“, erläutert Uwe Bühning, Geschäftsführer des UHV.
„Die sichtbaren Erfolge der Maßnahmen und der Nutzen für den Dümmer bestärken uns noch einmal mehr darin, unsere Arbeit fortzusetzen“, sagt Hermann Steuwer, Verbandsvorsteher des UHV. Denn dass die Revitalisierungsmaßnahmen des Unterhaltungsverbands dem Phosphor- und Sedimentrückhalt des Dümmers dienen, ist wissenschaftlich belegt. Ein Studierender der Leibniz Universität Hannover untersuchte von Herbst 2017 bis Sommer 2018 in seiner Masterarbeit den Zusammenhang am Beispiel des 2017 revitalisierten Wimmerbachs. Das Ergebnis zeigte, dass die beidseitig angelegten Sekundärauen und der kleinräumig verlegte bzw. verengte Verlauf des Fließgewässers tatsächlich Nährstoffe zurückhalten.
Unterhaltungsverband Nr. 70 "Obere Hunte"
Im Westerbruch 67
49152 Bad Essen
Verbandsvorsteher: Hermann Steuwer
Geschäftsführer: Uwe Bühning
Telefon +49 5472 9443-0
Fax +49 5472 9443-30
E-Mail uhv@i-like-no-spam.uhv70.de
Montag - Donnerstag 7:30 - 16:30 Uhr
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