Bad Essen-Rabber. Auch in diesem Jahr werden im Bad Essener Ortsteil Rabber wieder größere Wanderungen von allerlei Lurchen in Richtung der renaturierten Fläche an der Hunte im Westerbruch erwartet. Doch es gibt eine Querungshilfe: Wie im vergangenen Jahr wurde hier dieser Tage wieder ein Krötenzaun installiert. Sobald die Nächte nicht mehr so kalt sind, dürfte diese gut genutzt werden.
Hintergrund: Alljährlich im Frühjahr machen sie sich auf den Weg: Frösche, Salamander, Molche und vor allem Erdkröten. Sobald es nachts nicht mehr kälter als fünf Grad Celsius zu werden verspricht, kommen die Amphibien aus ihrer Winterstarre und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Dabei handelt es sich bevorzugt um Stillgewässer, also Tümpel, Teiche, Auen und Seen. Das Besondere daran: Sie suchen genau das Gewässer auf, in dem sie selbst aus dem Ei geschlüpft und von der Kaulquappe zum ausgewachsenen Tier herangewachsen sind. Genau hier wollen auch sie ihre Eier ablegen.
Das Tückische an dieser Heimatverbundenheit: Weil es genau dieses Gewässer sein muss, wird dorthin auch kein Weg gescheut – und sei er noch so gefährlich. Die größte Gefahr geht dabei vom Straßenverkehr aus. Die Amphibien wandern vor allem nachts, wenn die Luftfeuchtigkeit höher als am Tag ist, damit sie nicht so schnell austrocknen. Doch gerade in der Dunkelheit werden sie von Autofahrern natürlich noch schlechter gesehen. Und: Kröten sind sehr langsam und brauchen nicht selten mehr als eine Viertelstunde, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Außer der Gefahr, überfahren zu werden, droht den Amphibien von Autos aber noch anderes Ungemach: Sie können auch durch den Luftsog der Autos sterben. Denn der durch das vorbeifahrende Fahrzeug erzeugte Unterdruck ist ab etwa 30 Stundenkilometern für die Tiere so groß, dass ihre Organe dadurch regelrecht zerplatzen.
“Wir bitten Autofahrer in der Umgebung von Stillgewässern, während der Zeit der Krötenwanderung um besondere Vorsicht.”
Kai Holzgräfe, Gewässerkoordinator beim UHV 70
Eine bei den Amphibien stark genutzte Passage ist die Querung der Straße „Im Westerbruch“ in Rabber. Hier begeben sie sich auf den Weg von ihren Winterquartieren zum renaturierten Gewässer auf der anderen Straßenseite. Der UHV70, verantwortlich für Gewässerunterhaltung und -entwicklung, will den Kröten dabei im Sinne von Tier- und Artenschutz Hilfestellung geben. Der Amphibienzaun, der die Kröten am Überqueren der Fahrbahn hindert, wurde von der Unteren Naturschutzbehörde gestellt und vom Bauhof der Gemeinde Bad Essen installiert. Freiwillige Helfer aus Rabber kontrollieren täglich die am Zaun aufgestellten Eimer und bringen damit die Tiere auf die andere Straßenseite. Zusätzlich sollen Schilder Autofahrer auf die Laichwanderung hinweisen und zu langsamerem Tempo veranlassen. Im vergangenen Jahr war diese Maßnahme erstmals ergriffen worden. Dabei war der Impuls dazu von Bad Essener Bürgern ausgegangen, die sich mit der Wahrnehmung verstärkter Krötenwanderbewegungen an Kai Holzgräfe, den Gewässerkoordinator beim Unterhaltungsverband Nr. 70 „Obere Hunte“ (UHV 70), gewandt hatten.
„Die Aktion wird etwa fünf Wochen dauern. Danach sollte die Krötenwanderung abgeschlossen sein,“ schätzt Kai Holzgräfe. Interessant: Bislang waren Krötenwanderungen in der Gemeinde Bad Essen eher selten, was darauf hinweist, dass es nur wenige Stillgewässer im Gemeindegebiet gibt. Mit der an der Hunte in Rabber entstandenen Aue finden die Tiere nun einen idealen Lebensraum. Und mit Zaun, Eimern und Schildern ist die Gemeinde auch für die kommenden Jahre und hoffentlich viele Amphibien gerüstet. Schließlich handelt es sich bei den von vielen als gruselig empfundenen Kröten, Unken und Lurchen doch um ausgesprochene Nützlinge. Sie fressen Käfer, Spinnen, Würmer und sind selbst wichtige Beutetiere für zahlreiche Vogelarten und Säugetiere. Im vergangenen Jahr war diese Maßnahme erstmals ergriffen worden.