Bohmte/Hunteburg. „Deutschland wieder Otterland“ – heißt ein Projekt innerhalb des Bundesprogramms Biologische Vielfalt. Damit fördert das Bundesamt für Naturschutz (BfN) die Vernetzung von Gewässerlandschaften, um in bundesweit neun Modellregionen dem Fischotter Lebensraum zurückzugeben. Regionaler Projektpartner ist die Biologische Station Haseniederung. Sie hat vom BfN Fördermittel erhalten, um Passierhilfen für Fischotter in der Modellregion Osnabrücker Land anzulegen. Diese sind erforderlich, da der Fischotter zwar ein guter Schwimmer ist, dies aber nicht oder nur sehr ungern unter Brücken tut. Erschwerend kommt hinzu, dass Brückenfundamente tief ins Gewässer reichen und der Otter somit dort kein Ufer vorfindet. An Brücken zieht er es deshalb vor, das Gewässer zu verlassen und die Straße zu überqueren, um in das Gewässer zurückzugelangen. Hier werden die vorwiegend nachtaktiven Tiere dann allzu oft von Autos erfasst. Schwimmende Bermen helfen den Tieren, die Brücken entlang des Gewässers zu passieren. Es handelt sich dabei sozusagen um Laufstege, die den Ottern eine an den Wasserstand angepasste Unterquerung der Brücke ermöglichen.
Von den Fördermitteln, mit denen diese Schutzmaßnahmen realisiert werden können, profitieren in der Modellregion Osnabrücker Land aber nicht nur die Otter an der Hase, sondern auch jene an der Hunte, denn der Fluss im Verbandsgebiet des Unterhaltungsverbandes “Obere Hunte” UHV 70 verfügt innerhalb des FFH-Gebietes „Hunte bei Bohmte“ über gesicherte Nachweise des bundesweit geschützten Fischotters, ebenso in Hunteburg. Und an beiden Orten sind es viel befahrene Straßen, die dem Otter gefährlich werden können: In Hunteburg ist es die Hauptstraße, in Bohmte die Wehrendorfer Straße. Unter den dortigen Brücken wurden jetzt solche Bermen installiert.
Ohne Wathosen geht es nicht
Die Berme in Hunteburg besteht – entsprechend der Breite des Brückenpfeilers – aus 16 jeweils einen Meter langen Quadern. Diese Quader enthalten einen Kern aus Styropor, das für Auftrieb im Gewässer sorgt, und sind mit Douglasien-Holz langlebig ummantelt. Eine Kette verbindet die einzelnen Quader zur Berme. Außerdem ist an jedem Element ein dünner Ast befestigt, der den Tieren sicheren Halt gibt. Zusätzlich ist an einem Element ein Stein aufgeklebt – gewissermaßen als Orientierungshilfe.
Die Kette wird an in den Boden eingeschlagenen Stangen beiderseits eines Brückenpfeilers befestigt, sodass die Berme sich dem Wasserstand anpasst und für den Fischotter nutzbar ist, egal wieviel Wasser das Gewässer führt. Entwickelt hat die clevere Konstruktion Dr. Hans-Heinrich Krüger vom Otter-Zentrum Mustela Consult in Hankensbüttel. Er hat auch den Einbau an der Hunte maßgeblich vorgenommen. Einmal zusammengesetzt, wird die Berme zu Wasser gelassen und unter die Brücke gezogen.
Der schwierigste Teil der Aktion ist es dabei, sie unter der Brücke hindurch zu befördern. Ein einzelnes, mit einer Schnur versehenes Element wird hierzu in den Fluss geworfen, damit es mit der Strömung der restlichen Berme entgegentreibt, mit ihr verbunden wird und das Ganze alsdann mit der Schnur unter der Brücke entlang gezogen werden kann. Dabei kam Hans Heinrich Krüger nicht umhin, in Wathosen in die Hunte zu steigen und die Berme heranzuziehen. Sodann konnte sie an beiden Seiten der Brücke befestigt werden.
Unterstützung erhielt er dabei von Ronald Siegmund-Stuckenberg, Projektverantwortlicher bei der Biologischen Station Haseniederung, und Kai Holzgräfe, Gewässerkoordinator beim UHV 70. Fachlich mit im Boot sind die Straßenmeisterei Bohmte als Baulastträger und die Wasserbehörde des Landkreises Osnabrück als Genehmigungsbehörde.
Der Fischotter
Quelle: Mustela-Consult / NABU
Beim Fischotter handelt es sich um eine Marderart. In Deutschland und Europa lebt der Eurasische Fischotter (lat. Lutra lutra). Schlank und hydrodynamisch geformt kann er sich im Wasser schnell fortbewegen und seine Beute verfolgen. Sein dichtes Fell isoliert den Körper gegen Kälte und lässt kein Wasser an die Haut vordringen. Die Schwimmhäute zwischen seinen Zehen ermöglichen ihm ein schnelles und wendiges Fortkommen im Wasser.
Die Nahrung des Otters, vorwiegend Fische, ist leicht verdaulich und entsprechend kurz ist der Verdauungstrakt. Alles Schwerverdauliche, wie Gräten und Schuppen, finden sich gut erhalten in den Kothaufen wieder. Diese dienen auch zur Markierung des Reviers. Dadurch lassen sich die Vorkommen der Fischotters sehr genau kartieren.
ie gute Anpassung an das Klima, das Leben im Wasserbereich, die Nutzung einer gut ausgepolsterten Höhle und eine intensive Pflege der Nachkommen erlauben den Fischottern in Mitteleuropa auch im Winter Jungtiere aufzuziehen. Ein ausgewachsener Fischotter kann eine Größe von bis zu 90 Zentimetern und ein Gewicht von bis zu zwölf Kilo erreichen.
Fischotter besiedeln sowohl stehende als auch fließende Gewässer, die einen dichten Uferbewuchs aufweisen. Dabei leben sie überwiegend als Einzelgänger und sind sehr anspruchsvoll. Für sie kommen nur naturnahe Gewässer infrage. Unterspülte, strukturreiche Ufer und Flachwasserzonen sind ihre bevorzugten Aufenthaltsorte und Jagdreviere.
Deutschlandweit gilt der Fischotter als vom Aussterben bedroht und ist daher streng geschützt. Damit ist zwar die Bejagung gestoppt, aber mit der Schadstoffbelastung der Flüsse kamen neue Probleme auf. Darüber hinaus haben wasserbauliche Maßnahmen wie Flussbegradigungen, Kanalisierungen und Verrohrungen die Fischotterlebensräume nachhaltig verschlechtert. Eine weitere bedeutende Gefährdungsursache ist der zunehmende Straßenverkehr. Überall dort, wo Straßen an Gewässern entlangführen oder diese kreuzen und ottergerechte Tierquerungen fehlen, werden jedes Jahr viele Otter überfahren.







